Kirchenarchitektur auf Lanzarote
Nachdem ich mich als Architekt sehr gerne mit Baugeschichte beschäftige und diese sich bekanntlich wesentlich auf Sakralbauten stützt, lag es natürlich auf der Hand, etwas über die Kirchen auf Lanzarote, der Insel meiner Wahlheimat, zu schreiben. Anfänglich dachte ich, es gäbe vielleicht 15-20 Gotteshäuser hier auf unserer beschaulichen Insel, aber weit gefehlt, nach einer kurzen Recherche habe ich nicht weniger als 56 Kirchen auf Lanzarote zählen können und ich weiß, dass ich damit noch nicht mal alle erfasst habe! Mein Dank geht an dieser Stelle an Mike Tovar (www.mike-tovar.de), der mir freundlicherweise mehrere seiner Fotos zur Verfügung stellte. Außerdem danke ich Noemi Rodriguez, Christian Schäfer, Liudmila Olshanskaya und Marit, der Administratorin von Trondheimsolistene (www.facebook.com/trondheimsolistene), welche mir ebenfalls Fotos zur Verfügung stellten. Vier Fotos habe ich dem Film "Die Quelle" von Rainer Erler von 1978 entnommen, darüber hinaus verwendet dieser Artikel Fotos von Wikipedia, alle weiteren Fotos welche nicht über eine Quellenangabe verfügen stammen von mir selbst.
Lanzarote´s Kirchengebäude sind - mit ein paar Ausnahmen - mehr oder weniger alle in einem ähnlichen Baustil gebaut. Meist handelt es sich um einschiffige, manchmal auch zweischiffige Gebäude mit verputzten, weiß gestrichenen Außenwänden. Viele dieser Bauwerke verfügen darüber hinaus an ihren Seitenwänden über Strebepfeiler, sowie über eine seitlich, in der Nähe des Chorraumes angebaute Sakristei. Zwischen den Strebepfeilern befinden sich häufig gemauerte Sitzbänke. In der Regel haben die Kirchen ein hölzernes Rundbogenportal deren Einfassung mit Basalt gemauert wurde. Oft sieht man auch an den Gebäudeecken bzw. an den Strebepfeilern Sichtmauerwerk aus Basaltsteinen. Nur wenige der Kirchen verfügen über einen Glockenturm, meist sieht man nur eine Espadaña, einen glockenturmartigen Aufbau über der Eingangsfassade, wie man es auch von vielen mediterranen Kirchen kennt. Die Ermita-Kirchen sind in der Regel mit einer Mauer umgeben, zumindest jedenfalls der Eingangsbereich, dies schlicht aufgrund des Windschutzes. Im Innern sind die Bauwerke oftmals sehr schlicht gehalten und viele verfügen über einen offenen, hölzernen Dachstuhl, welcher entweder von der Mudéjar Architektur maurischer Baumeister inspiriert wurde oder sogar von diesen selbst gebaut wurde. Gewölbe oder Kuppeln sieht man eher selten. Bei mehrschiffigen Kirchen ruhen die Rundbogen-Arkaden der Mittelschiffswände auf in der Regel aus Basalt gemauerten Säulen mit einfachen Kapitellen aus dem selben Material.
Bevor es losgeht, noch ein Wort zu den Strebepfeilern: Vielleicht stellt sich ja jemand die Frage, warum gerade die älteren, kleinen Kirchen über Strebepfeiler an den Außenwänden verfügen, obwohl doch gerade sie so dicke Wände haben und ein im Vergleich dazu doch nur sehr leichtes Holzdach tragen müssen. Aber grundsätzlich werden Sattel- oder Walmdächer auf den Kanaren - auch heute noch - nach dem Prinzip des “Sparrendaches” (so würden wir es in Mitteleuropa bezeichnen) gebaut. Das heisst, es entsteht über die Dachsparren ein Horizontalschub, der die Außenwände an der Mauerkrone nach außen drückt. Aber gerade die älteren Bauwerke mit ihren dicken Wänden sind aus “Piedras” (Vulkansteinen) gemauert, die normalerweise mörtellos vermauert wurden, allenfalls wurde Lehm als eine Art Mörtel verwendet. Eine solche Wand kann natürlich an ihrem oberen Abschluss keine Horizontalkraft aufnehmen, die Vulkansteine würden einfach nach außen weggedrückt werden, bzw. bei jedem kleinen Erdbeben würde die Mauerkrone ein wenig nach außen wandern, bis das Dach schließlich einstürzt. Die Strebepfeiler sind dazu da, eben dies zu verhindern.
Schon zur Zeit der Eroberung Lanzarotes durch die Spanier während des 15. Jahrhundert entstanden etwa 20 Einsiedeleien (Ermitas) auf der Insel. Leider ist von diesen Gebäuden kaum noch etwas erhalten, allerdings wurden einige davon wieder aufgebaut. Eine dieser Kirchen ist die Ermita de las Nieves welche ab 1423 auf dem Risco de Famara Felsen, oberhalb des Famara Strandes erbaut wurde. Sie ist wahrscheinlich eine der am meisten emblematischen Kirchen Lanzarotes. In dem Buch "Nuestra Señora de las Nieves" wird beschrieben, wie das Gebäude 1576 während eines Piratenüberfalls zerstört und dem Erdboden gleichgemacht wurde. Während des 17. Jh. wurde das Gebäude dann rekonstruiert, nachdem der Ort über 100 Jahre verlassen war. Für das Jahr 1710 sind dann auch einige Renovierungsarbeiten dokumentiert. Nach den Vulkanausbrüchen des 18. und 19. Jh., während derer die Virgen de los Dolores (“hl. Jungfrau der Schmerzen”) zu größerer Bedeutung aufstieg, geriet die Virgen de las Nieves (“hl. Jungfrau des Schnees”) allerdings wieder ein Wenig in Vergessenheit und das Kirchengebäude war erneut der Verwahrlosung ausgesetzt. 1966 wurden die Überreste schließlich abgerissen und es entstand ein Neubau durch den Architekten Enrique Spínola aus Teguise. Einzig erhalten blieb die alte Zisterne (Aljibe) auf dem Gelände, welche man heute noch sehen kann. Der rechteckige Baukörper wird von einem Walmdach abgedeckt an das sich über dem Chorraum ein Zeltdach anschließt. Die Kirche ist nicht nach Osten ausgerichtet sondern mehr oder weniger nach Norden, so schließt sich die seitlich an den Chorraum angebaute Sakristei auf der Ostseite an. Typisch für Lanzarotenische Kirchen sind auch hier die Strebepfeiler entlang der Seitenwände. Die gesamte Anlage ist auch - typisch für eine Ermita - mit einer Mauer umgeben. Die Virgen de las Nieves wurde im Jahre 1725 (also noch vor den Vulkanausbrüchen des Timanfaya) zur Schutzpatronin von Lanzarote erklärt, nachdem sie bereits seit dem 15. Jh. verehrt und auch um Niederschläge angebetet wurde - der Legende nach kündigte sie einst einen bedeutenden Schneefall an, welcher in einem August stattfinden sollte, daher findet bis heute jeden 5. August eine Wallfahrt zu dieser Einsiedelei statt. Inwiefern solche Legenden einen wahren Kern haben ist natürlich fraglich, aber in diesem Fall muss man zwangsläufig an die Entstehungsgeschichte der frühchristlichen Kirche Santa Maria Maggiore in Rom denken, denn auch hier hat es an einem 5. August geschneit, allerdings bereits im Jahre 352 n.Chr...
In Mancha Blanca finden wir die Ermita y Santuario (Heiligtum) de Nuestra Señora de los Dolores, ich hatte sie oben bereits erwähnt als die Jungfrau der Schmerzen. Diese Kirche wurde ab 1780 nach den Vulkanausbrüchen des 18. Jh. erbaut (1730-1736), aber erst 1862 nach den Vulkanausbrüchen des 19. Jh. (1820-1824) fertig gestellt. Das Langhaus ist mit einem flachen Satteldach über einem Tonnengewölbe gedeckt, während sich über dem Chorraum eine Pendentifkuppel mit Laterne erhebt, ein Bauteil wie es bei Barockkirchen zwar häufig zu sehen ist, auf Lanzarote allerdings eine Ausnahme darstellt. Es ist tatsächlich die einzige derartige Kuppel auf Lanzarote. Die Pendentifs - die Bauteile die vom Quadrat des Grundrisses in das Rund der Kuppel überleiten - sind mit schwarzen Lavasteinen verkleidet, während die Kuppel selbst weiß verputzt wurde und von einer Laterne gekrönt wird. Die Konstruktion dieser Kirche ist somit sehr aufwändig. Mächtige Strebepfeiler entlang der Langhauswände nehmen den Horizontalschub des Langhausgewölbes auf und leiten sie in das Erdreich ab. Auf der Südseite des Chorraumes ist darüber hinaus eine Sakristei angebaut. Der Legende nach wurde die Madonnenfigur der Virgen de los Dolores während einer Bittprozession in die Nähe der Lavaströme gebracht, wo es ihr auf wundersame Weise gelang diese zu stoppen und so die Inselbewohner und ihre Heimat zu retten. Seither wird am 15. September jeden Jahres die Wallfahrt der Jungfrau de Los Dolores nach Mancha Blanca abgehalten, während der die Einwohner aus allen Teilen Lanzarotes bis Mancha Blanca pilgern. Es handelt sich um eine der größten Feierlichkeiten der Insel, bei der neben der eigentlichen Wallfahrt auch gerne dem Alkohol zugesprochen wird. Die Inselregierung ist stets bemüht die vielen Pilger abends mit Bussen wieder in ihre Dörfer zurück zu bringen. Die Virgen de Los Dolores ist neben der Virgen de las Nieves eine der beiden Schutzpatroninnen der Insel.
Interessant erscheint die Ambivalenz dieser beiden Figuren, einerseits der Virgen de Los Dolores und andererseits der Virgen de las Nieves, sind sie doch beide den elementarsten Ängsten der Inselbewohner geweiht. Die eine beschützt vor der glühenden Lava die andere sorgt für Wasser. Gerade die Angst vor den Vulkanen wird einem mit der jüngsten Eruption auf La Palma wieder deutlich vor Augen geführt. Vor den Ausbrüchen in Timanfaya hingegen erschien die Niederschlag bringende Virgen de las Nieves die wichtigere gewesen zu sein, wurde sie doch kurz zuvor erst zur Schutzpatronin ernannt. Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann! Auch unsere modernen Zeiten mit unserem entsalztem Meerwasser und der aktuellen Tragödie von La Palma werden möglicherweise wieder eine erneute Polarisierung erzeugen.
Nach einem Dokument von Bischof Manuel Verdugo aus dem Jahr 1799 wurde die Pfarrei in Tías 1796 gegründet, zusammen mit der von Tinajo, von San Bartolomé und von Arrecife. Zu jener Zeit existierten nur die Pfarrei in Teguise sowie die zwei Hilfspfarreien in Haría und in Yaiza.
Die heutige Kirche Nuestra Señora de la Candelaria wurde im 18. Jahrhundert nach den Vulkanausbrüchen von Timanfaya (1730-1736) in der neu erbauten Siedlung in Tías errichtet. Sie hatte bereits einen Vorgängerbau, welcher allerdings 1735 während der Eruptionen von der Lava zerstört wurde. Man vermutet, dass er sich zwischen den Bergen Tisalaya, Chibusque, Juan Bello und Montaña Colorada befand. Er wird in Dokumenten erstmals 1661 erwähnt. Auch dieser Vorgängerbau war bereits mit der Virgen de la Candelaria verbunden, die angeblich bereits den Guanchen Mitte des 15. Jh. erschien. Familien aus Fuerteventura brachten das von den Kastiliern auf Tenerife erbeutete Originalbild der Jungfrau nach Tías, später wurde es allerdings wieder nach Tenerife zurückgebracht. Direkt neben der Kirche wurde 1799 auch ein Friedhof angelegt, es ist der älteste auf Lanzarote. Die Virgen de la Candelaria (Jungfrau des Lichtes) wird als „Schwarze Jungfrau“ verehrt, sie ist die Schutzpatronin und gleichzeitig eine der ältesten Widmungen der Kanarischen Inseln, wird aber auch im gesamten Lateinamerikanischen Raum verehrt - sie avancierte neben der Jungfrau von Guadalupe, der Schutzpatronin von Mexiko, zu einer der wichtigsten Marienfiguren auf dem amerikanischen Kontinent. Sie ist außerdem historisch eng mit den Vulkanausbrüchen von Lanzarote verbunden, ebenso wie die heutige Schutzpatronin der Insel, Nuestra Señora de los Dolores. Die einschiffige Kirche verfügt über ihrer Eingangsfassade über eine sehr hohe, zweigeschossige Espadaña. Auch diese Kirche wirkt aufgrund der Gestaltung ihres Giebels ein wenig Barock. Ungewöhnlich ist die Einfassung der Fassade mit grauen, pilasterartigen Streifen. Das Bauwerk ist nach Norden ausgerichtet und verfügt an seiner Westseite über eine Sakristei. Das Gebäude steht auf einer sehr aufwändig gebauten Terrasse, von wo aus man eine fantastische Aussicht über Tías bis auf den Atlantik hat.
Auch die Ermita San Antonio (Santuario San Antonio) befindet sich in Tías, allerdings ist das Gebäude seit den 1970er Jahren keine Kirche mehr, sondern es wird von der Gemeinde Tías für kulturelle Zwecke genutzt. Es handelte sich vormals um eine kirchliche Zilla aus dem 17. Jh., bei der die Bürger ihren Zehnten abgeben mussten, außerdem wurde es als Lagerhaus für landwirtschaftliche Produkte genutzt und diente darüber hinaus auch eine Zeit als Kaserne für Truppen die am kubanischen Unabhängigkeitskrieg teilnahmen. 1907 wurde das Gebäude auf Geheiß von Pfarrer Sinforiano Suárez in eine Kirche umgewandelt. Dies geschah, weil Nuestra Señora de la Candelaria zu weit vom Ortskern entfernt lag. Es handelt sich um ein kleines, zweischiffiges Gebäude mit rechteckigem Grundriss und ebensolcher Fassade, über der sich mittig eine Espadaña befindet. Im Gegensatz zu vielen Kirchengebäuden verfügt das hölzerne Eingangsportal der Ermita in Tías nicht über einen Rundbogen sondern über einen geraden Türsturz. Das Gebäude ist heute liebevoll restauriert und verfügt über eine Dachkonstruktion auf der sich über den Dachsparren ein Rohrgeflecht befindet.
Die zuvor genannte Ermita San Antonio in Tías ist nicht zu verwechseln mit der heutigen Pfarrkirche San Antonio auf der gegenüberliegenden Straßenseite! Die Pfarrkirche wurde ab 1972 erbaut weil die Ermita zu klein wurde, und löste diese auch in ihrer Funktion als Pfarrkirche ab. Die beiden Fassaden sehen sich allerdings zum verwechseln ähnlich, außer dass die der heutigen Pfarrkirche deutlich größer ist und über ein Rundbogenportal verfügt. Rechts und links befindet sich darüber hinaus je ein Runfbogenfenster.
Die Ermita de Santa María Magdalena liegt in den Bergen, zwischen Conil und Masdache, ein Ort der Entremontañas genannt wird (“zwischen den Bergen”). Das einfache Gebäude ist nach nach Osten ausgerichtet und an ein Bauernhaus angebaut. Von dem Hügel auf dem sie sich befindet hat man eine schöne Aussicht über die von Weinbau geprägte Umgebung. Sie wurde 1772 erbaut, noch vor der Gründung der Pfarrei La Candelaria in Tías. Auftraggeber war die Familie Camacho, sie ließ die kleine Kirche erbauen damit ihre Arbeiter nicht immer bis nach San Bartolomé pilgern mussten um am Gottesdienst teilzunehmen. Es handelt sich um ein sehr schönes, rechtwinkliges Gebäude mit einem großen, hölzernen Rundbogenportal welches mit Sichtmauerwerk aus Basaltsteinen eingerahmt wird. Darüber befindet sich ein ebenso eingerahmtes Okulum. Über weite Teile der Fassade sind darüber hinaus die roten Basaltsteine freigelegt worden. An der Nordseite hat das Gebäude außerdem einen Strebepfeiler. Aufgrund des Fehlens eines Kreuzes ist das Gebäude nicht einfach als Kirche zu identifizieren, bei genauerer Betrachtung erkennt man aber, das es darüber hinaus im selben Stil errichtet wurde wie die anderen Kirchen auf der Insel auch.
In Masdache selbst gibt es eine weitere Kirche, auch sie wird Ermita de Santa María Magdalena genannt. Es handelt sich dabei um ein sehr eigenartiges Gebäude - es hat eine rechteckige Grundrissform, allerdings scheint das Satteldach darüber “verkehrt herum” positioniert zu sein - normalerweise ist ja die Traufseite eines Daches länger als die Giebelseite, nicht so bei der Kirche in Masdache. Während meines Studiums nannten wir so etwas ein “Kuckucksuhrenhaus”. Wie es zu der Entscheidung kam dieses Dach so zu bauen, darüber ist mir leider nichts bekannt.
Hoch oben in den Bergen, genauer genommen in Femés, oberhalb des heutigen Playa Blanca befindet sich die Ermita de San Marcial de Limoges, auch bekannt als San Marcial del Rubicón. Ursprünglich stand ihre Vorgängerkirche als Kathedrale von San Marcial de Limoges an der Küste, dabei war sie die erste Kathedrale der Kanarischen Inseln! 1483, kurz nach Gründung des Bistums, wurde dieses aber aufgrund der Vielzahl von Piratenangriffen nach Las Palmas verlegt. Im 16. Jh. wurde die ehemalige Kathedrale dann endgültig während eines Piratenangriffs zerstört. Die heutige Ermita de San Marcial de Limoges wurde daraufhin im 18. Jahrhundert in Femés errichtet. Das einschiffige Gebäude wird von einem flachen Walmdach abgedeckt, während sich über dem Chorraum ein etwas höheres Zeltdach erhebt - eine Dachlandschaft wie man sie bei vielen Kirchen Lanzarotes vorfindet. Östlich davon ist eine Sakristei angebaut.
In Arrecife, an der Plaza de Las Palmas, zwischen der Fußgängerzone Calle León y Castillo und der Lagune Charco de San Gines befindet sich die heutige Pfarrkirche von Arrecife, San Ginés Obispo, welche auf die erste Ermita der Stadt aus dem Jahre 1574 zurückgeht. In der Kirche wird neben dem Bild des hl. Petrus auch ein Gemälde des hl. Ginés von Clermont (San Ginés) verehrt. Letzterer erschien der Legende nach schwebend über dem Charco de San Ginés und ist der Schutzpatron von Arrecife, zu dessen Ehren alljährlich im August die Fiesta de San Ginés stattfindet, welche am 25. ihren Höhepunkt hat und bei der sein Abbild in einer Prozession durch die Straßen Arrecifes getragen wird. San Ginés ist in ihrer heutigen Gestalt als dreischiffige Hallenkirche mit drei offenen Dachstühlen gleicher Höhe gebaut, wobei die Seitenschiffe erst im 18. bzw. 19. Jh., hinzugefügt wurden. Bei den Dachstühlen spricht man von einer Mudéjar Konstruktion, wobei von einigen spanischen Kunsthistorikern bezweifelt wird, ob die Mudejares hölzerne Dachstühle errichteten, denn sie waren in erster Linie hervorragende Maurer, sowohl mit Backstein als auch mit Naturstein, und aufgrund ihrer Herkunft war das Bauen mit Holz für sie eher ungewöhnlich. Interessanterweise gibt es nämlich keine einzige Mudéjar Kuppel auf den Kanaren, dafür aber viele Holzkonstruktionen die ihnen zugeschrieben werden. So wurden diese Dächer möglicherweise auch nur durch die islamische Baukunst inspiriert, als die Mudejares nach ihrer Vertreibung vom Spanischen Festland unter anderem auf die Kanarischen Inseln kamen. Jedenfalls verfügt die Kirche über ein Querschiff, welches durch drei triumphbogenartige Scheidewände sowie zwei Stufen im Fußboden von den Langhausschiffen getrennt ist. Der Kirchturm wurde erst 1842 hinzugefügt und ist wahrscheinlich von dem der Pfarrkirche Nuestra Señora de la Concepción in Santa Cruz de Tenerife inspiriert. Er trägt als obersten Abschluss eine weiße Kuppel.
In Haría, im Norden der Insel, finden wir zwei Kirchen vor, einmal die Ermita de San Juan Bautista aus dem frühen 17. Jh., welche in ihrem Inneren ebenfalls über eine „Mudéjar Decke“ verfügt. Als Mudejares wurden die islamischen Baumeister bezeichnet, welche nach der Rückeroberung der Iberischen Halbinsel in Spanien verblieben und im Auftrag ihrer neuen, christlichen Herrscher ihre Dienste verrichteten, unter anderem bauten sie viele Kirchen auf dem spanischen Festland. Als “Hauptstadt des Mudéjar Stils” kann man Teruel im heutigen Aragonien bezeichnen, aber auch auf den Kanarischen Inseln weisen einige Bauwerke Mudéjar Stilelemente auf, wie eben unsere kleine Ermita de San Juan Bautista in Haría. Eine Besonderheit ist hier, dass das Gebäude ohne Strebepfeiler errichtet wurde, dafür befinden sich in der Deckenebene des Dachstuhls mehrere hölzerne Zugbalken welche die Strebepfeiler obsolet erscheinen lassen (siehe Fotos)
Die zweite Kirche in Haría ist Nuestra Señora de la Encarnación am östlichen Ende der Plaza León y Castillo - Besucher des Samstagmarktes in Haría kennen das Gebäude sicherlich. Es wurde ursprünglich im 16. Jh. errichtet, allerdings 1618 bei einem Piratenangriff zerstört, ein Schicksal welches leider viele Gebäude Lanzarotes im Laufe ihrer Geschichte erleiden mussten. 1672 wurde sie dann wieder aufgebaut, allerdings wurde sie 1956 erneut zerstört und nach schweren Sturmschäden wieder in ihrer heutigen Gestalt aufgebaut - mit eigenartig anmutenden Bögen in ihrem Inneren, welche nach dem Prinzip der Kettenlinie (Cosinus Hyperbolicus) gestaltet wurden und dem Bauwerk ein etwas seltsames, modern-konstruktivistisches Ambiente verleihen, obschon dieses Motiv sehr an das Dachgeschoss von Antoni Gaudí’s Casa Batló in Barcelona erinnert, welches ebenso über derartige Bögen verfügt.
Darüber hinaus befindet sich in jeder zu Haría gehörenden Gemeinde eine eigene Kirche. Aus Arrieta kennen wir Nuestra Señora del Carmen, erbaut im 20. Jh. - die Virgen del Carmen ist die Schutzpatronin der Fischer. Eine Madonnenstatue von Ihr steht in dieser kleinen Kirche und wird alljährlich - wenn das Wetter es erlaubt - von den Fischern im Rahmen einer maritimen Prozession mit auf’s Meer hinaus genommen. Das einschiffige Gebäude wird durch ein Walmdach abgedeckt, in der Eingangsfassade befindet sich ein hölzernes Rundbogenportal sowie eine Espadaña auf dem Dach, welche das Geläut beherbergt.
Punta Mujeres - über dessen Namensherkunft seit Jahrzehnten heftig spekuliert wird - bedeutete bis in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts vor allem Salzwirtschaft. Darüber hinaus war der Ort unbewohnt, denn als Teil des „Malpaís de la Corona“ war es ein unwirtliches Gebiet, was sich neben der Salzproduktion lediglich zum Fischen oder zum Sammeln von Brennholz eignete. Nachdem die Salinen bis in die 50er Jahre einen großen Boom erlebten, gingen die Erträge der dortigen Produktion ab 1960 stark zurück. Salz wurde zuvor vor allem zur Konservierung von Fisch verwendet, nun kam für diesen Zweck Eis zum Einsatz. Mit dem Rückgang des Salinengeschäftes begann dann aber bereits ab den 1970er Jahren ganz langsam der Tourismus und es wurden entsprechend Häuser gebaut. Aus den Aufzeichnungen von Gregorio Barreto Viñoly aus Haría geht hervor, dass Don Antonio Cabrera Lemes in den späten 1960er Jahren gemeinsam mit einem deutschen Partner ein Grundstück stiftete um dort die heutige Dorfkirche Nuestra Señora del Pino zu erbauen. Es handelt sich auch hier um ein einschiffiges, nach Nordwesten ausgerichtetes Bauwerk mit einer an seiner Südwestseite angebauten Sakristei. Das einfache Gebäude hat ein Walmdach und an seiner Eingangsfassade ein hölzernes Rundbogenportal sowie eine Espadaña auf dem Dach.
In Ye befindet sich die 1936 erbaute Kirche San Francisco Javier, welche für ihre außerordentlich gute Akustik bekannt ist. In früheren Zeiten wurde sie gerne von Gesangskünstlern genutzt, ob es heute noch möglich ist sich dort einzumieten um zu singen entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Das moderne Gebäude basiert auf einem rechteckigen Grundriss mit Flachdach, nur über dem nach Süden hin orientierten Chorraum erhebt sich ein Zeltdach. Die Außenwände sind glatt und haben keine Strebepfeiler - Zement als neues Baumaterial des 20. Jh. macht dies möglich. Links und rechts an den Chorraum sind Nebenräume angebaut die von Aussen den Eindruck eines Querschiffes vermitteln, was aber nicht das Innere der Kirche widerspiegelt.
Die Ermita de Santa Bárbara befindet sich in der kleinen Gemeinde Máguez, unmittelbar nördlich von Haría, in dieser Kirche befindet sich auch ein Altarbild von César Manrique, der beim Bau der Kirche als gestalterischer Mentor zur Verfügung stand. Es handelt sich um das einzige religiöse Bauwerk Manriques. Das einfache, rechteckige Gebäude mit seinem Walmdach wurde 1972-1974 erbaut und ersetzte eine in Trümmern liegende Vorgängerkirche aus dem 18. Jh. Besonders schön gestaltet ist hier der große Vorplatz mit seinen schattenspendenden Bäumen. Als Zitat der traditionellen Ermita-Architektur wird hier der von einer Mauer umgebene kleine Patio vor dem Eingang verwendet, wie man es zum Beispiel auch bei der Ermita de San Rafael in Teguise sehen kann. Möglicherweise war diese sogar Vorbild für die Kirche in Máguez.
Auch Mala gehört zu Gemeindegebiet von Haría und auch hier befindet sich eine kleine Kirche, namentlich Nuestra Señora de las Mercedes, der Schutzpatronin des Ortes, erbaut im Jahre 1809. “Merced” ist das Spanische Wort für Barmherzigkeit, man spricht aber auch von “dejar (algo) a la merced del viento” - (etwas) der Gnade (oder dem Schicksal) des Windes überlassen. Allerdings begann die Verehrung der Señora de la Merced ursprünglich in Famara (siehe hierzu unten). Das einfache, rechteckige Gebäude verfügt wie viele andere Lanzarotenische Kirchen über ein flaches Walmdach. Die Eingangsfassade hat ein großes, hölzernes Rundbogenportal mit einem Okulum darüber sowie eine seitlich aufgebaute, dem Ort zugewandte Espadaña. Südlich des Chorraums ist inseltypisch eine Sakristei angebaut. Bei Renovierungsarbeiten im späten 20. Jh. wurde spiegelbildlich auf der Nordseite ebenfalls ein Raum angebaut, so dass, ähnlich wie in Ye, der Eindruck eines Querhauses entsteht, welches aber gar nicht vorhanden ist.
Tabayesco ist eine kleine Ortschaft direkt am Eingang des wunderschönen Valle de Temisa Tales, welches von Arrieta bis fast nach Haría reicht. Der Ort ist ebenfalls eingemeindet nach Haría und dort befindet sich die kleine Kirche Nuestra Señora de la Candelaria, die Schutzpatronin der Kanarischen Inseln (siehe hierzu oben). Das kleine, rechteckige Gebäude aus dem 19. Jh. ist nach Süden ausgerichtet. Auffallend sind die Strebepfeiler, die der Fassade eine Trapezform geben. Das hölzerne Eingangsportal hat - sehr unüblich für die Insel - die Form eines Korbbogens, und wenn man genau hinschaut erkennt man auch, dass es sich um einen Spitzbogen handelt. So erinnert diese Portalform ein wenig an die Iwan-Bögen der Islamischn Architektur (siehe zum Beispiel die Nasir-ol Molk-Moschee von 1888 in Schiras). Darüber erhebt sich eine kleine Espadaña. Seitlich an den Chorraum, auf der Ostseite, ist eine Sakristei angebaut. Das Kirchenschiff wird von einem Walmdach abgedeckt.
In Guinate befindet sich die schöne kleine Capilla de Nuestra Señora de Lourdes. Das nach Westen ausgerichtete Bauwerk ist vollständig weiß getüncht und verfügt an seiner Ostseite über eine hölzernes Rundbogenportal, welches mit grauem Basalt reliefartig eingerahmt wird. Die beiden Kämpfersteine links und rechts am Beginn des Bogens verraten die Liebe zum Detail des Erbauers, genauso wie die kleine Espadaña mit ihren drei Konen - ein Element welches man häufig bei Lanzarotenischen Gebäuden vorfindet. Das Walmdach ist gegenüber der Außenwand zurückgesetzt, auch dies verleiht diesem Gebäude ein besonderes Erscheinungsbild. Ähnlich wie bei der Kirche in Tabayesco verleihen die Strebepfeiler der Fassade eine Trapezform. Links neben dem Chorraum, also auf der Südseite des Gebäudes, ist eine kleine Sakristei angebaut. Bemerkenswert ist die Ausrichtung nach Westen, dies ist wohl dem Grundstück geschuldet, so weist der Eingang in Richtung des kleinen Dorfes Guinate, anders als es bei einer östlichen Ausrichtung der Kapelle gewesen wäre. Allerdings hatte eine östliche Ausrichtung bereits seit den Zeiten der Renaissance keine so große Bedeutung mehr.
In Orzola, der nördlichsten der Gemeinden Lanzarotes befindet sich die Ermita von Orzola. Inwiefern diese Kirche der Schutzheiligen Santa Rosa de Lima geweiht ist entzieht sich leider meiner Kenntnis. Santa Rosa war eine peruanische Jungfrau, Mystikerin und Dominikaner-Terziarin. Sie wird in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt. Ihr Gedenktag ist der 23. August, im August findet auch die Fiesta von Orzola zu ihren Ehren statt. Es handelt sich um ein schlichtes, rechteckiges Gebäude mit Walmdach und einem Rundbogenportal ohne jeden Schnickschnack, außer den beiden Straßenlaternen links und rechts der Fassade und der schlichten, kleinen Rundbogen-Espadaña auf der rechten Seite der Fassade. Das nach Osten ausgerichtete Gebäude wurde ohne Strebepfeiler erbaut, es hat aber eine an der Nordseite angebaute Sakristei mit sehr modern anmutenden Fenstern. Über das Baujahr habe ich leider keine Information, allerdings erinnert es sehr an die Kirche von Muñique, so gehe ich davon aus, dass es aus dem 20. Jh. stammt.
In Teguise, der ehemaligen Hauptstadt der Insel, finden wir gleich mehrere Kirchen vor. Zunächst einmal die Pfarrkirche der Stadt, Nuestra Señora de Guadalupe, direkt an der Plaza de Constitución gelegen, vielen Besuchern des Sonntagsmarktes von Teguise ist dieser Platz auch als “Löwenplatz” bekannt, benannt nach den beiden steinernen Löwen die man dort vorfindet. Die hl. Jungfrau von Guadalupe ist die Schutzpatronin von Mexiko und darüber im gesamten Lateinamerikanischen Raum die am höchsten verehrte Mariengestalt. Die Kirche wurde ursprünglich im 15. Jh. als einfaches Gebäude errichtet, nachdem Teguise zur Hauptstadt der Insel avancierte. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie dann mehrfach durch Brände, Plünderungen und Piratenangriffe zerstört, so wurde während einer Invasion im 16, Jh. auch das Abbild der Jungfrau von Guadalupe erbeutet und nach Algier entführt, allerdings gelang es später wenigstens den Kopf davon wieder zurück nach Lanzarote zu bringen. Außerdem beherbergte die Kirche einst das Bild der Virgen del Carmen (die Schutzpatronin der Fischer), welches leider 1909 durch ein Feuer zerstört wurde. Der heutige Bau ist die Rekonstruktion nach eben diesem Brand von 1909, bei der die Kirche bis auf die Außenwände und die unteren drei Geschosse des Glockenturms zerstört wurde. Bemerkenswert an dieser Kirche ist eben dieser hohe, horizontal gegliederte Campanile, dem man seine unterschiedlichen Bauepochen über die Jahrhunderte deutlich ansehen kann. Er avancierte mit seiner weißen Kuppel zum Wahrzeichen und wesentlichen Erkennungsmerkmal der Stadt Teguise. Im Innern lässt die Kirche ihre Struktur als dreischiffige Hallenkirche erkennen, deren Schiffe mit je einem Tonnengewölbe mit Gurtbögen über den Säulenachsen abgedeckt sind. Es handelt sich zusammen mit San Ginés Obispo in Arrecife um die einzigen beiden, echten dreischiffigen Kirchen Lanzarotes. Die Tonnengewölbe ersetzten beim letzten Wiederaufbau die ursprüngliche Kassettendecke im Innern des Gebäudes. Entlang der Seitenschiffe schließt sich eine Reihe von Kapellen an. Die Querwände dieser Kapellen sind in der Lage, den Horizontalschub der Gewölbe aufzunehmen, ähnlich wie man das von barocken Wandpfeilerbasiliken in Mitteleuropa kennt. Außerdem erinnert diese Konstruktion ein wenig an die Kathedrale von Ibiza, auch wenn diese nur einschiffig gebaut wurde. Überraschend und sehr untypisch für Lanzarote sind die kannelierten, weißen, neoklassizistischen Säulen, welche die Rundbögen der Mittelschiffswände tragen. Die Kirche verfügt über ein Querschiff, welches durch drei triumphbogenartige Scheidewände mit mittig darüber platzierten, elliptischen Okuli, sowie einer Stufe im Fußboden von den Schiffen des Langhauses getrennt wird, ganz ähnlich der Kirche von San Ginés in Arrecife. Das letzte Säulenpaar besteht aus einer Bündelung von vier Halbsäulen, ein eher formales Gestaltungselement, da sie dieselbe Last tragen wie die übrigen Säulen, aber so soll wohl das Querschiff besser erkennbar werden.
Direkt neben dem Rathaus befindet sich die zum „Convento de Santo Domingo“ zugehörige, ehemalige Abteikirche. Der Convento de Santo Domingo ist ein ehemaliges Dominikanerkloster aus dem 18. Jh. Die Konventsgebäude beherbergen heute das Rathaus, während die eigentliche Kirche “San Juan de Dios y San Francisco de Paula” heute von der Gemeinde für kulturelle Zwecke wie zum Beispiel Wechselausstellungen genutzt wird. Es handelt sich um ein zweischiffiges Kirchengebäude, welches ursprünglich im 17. Jh. errichtet wurde. Die Fassade des Hauptschiffes zeigt sich in einem Barocken Gewand mit seinem Eingangsportal und seinem geschwungenem Giebel, während das linke Seitenschiff, welches ebenfalls über ein Portal verfügt, als einfache, rechteckige Struktur gebaut ist. Offensichtlich wurden diese beiden Schiffe nicht zeitgleich erbaut, allerdings habe ich keinerlei Information gefunden, welches davon das Ältere ist. Wie alle Kirchen in Teguise - mit Ausnahme der Pfarrkirche Nuestra Señora de Guadalupe - ist das Dach mit Mönch- und Nonnenziegeln eingedeckt. Im Innern werden die beiden ungleichen Schiffe durch eine Reihe von mit Basaltsteinen gemauerten Säulen mit Kapitellen aus demselben Material getrennt. Darüber erhebt sich eine auf Rundbögen ruhende Scheidewand. Die Kirche hat kein Querschiff, der Altarraum befindet sich schlicht im rechten, längeren Schiff und ist heute durch eine Freitreppe und einer triumpfbogenartigen Scheidewand vom Langhaus getrennt, wie man es auch von anderen mehrschiffigen Kirchen der Insel kennt, wie zum Beispiel San Ginés in Arrecife, Nuestra Señora de Guadalupe ebenfalls in Teguise oder auch Nuestra Señora de los Remedios in Yaiza. 1988 wurden leider während einer Renovierung die mehrfarbige Decke der Sakristei abgerissen, sowie die originalen Keramikböden, die Altarbilder, die Treppen der Kanzel und die “falschen Kuppeln” des Vestidor (Umkleideraum) der Virgen del Rosario, dessen Wände mit allegorischen Fresken geschmückt waren. Dabei wurde allerdings unter dem Vestidor der Virgen del Rosario ein Beinhaus entdeckt, in dem über 100, teilweise mumifizierte Skelette entdeckt wurden.
Ein paar Steinwürfe nördlich davon befindet sich das wunderschöne, ehemalige Franziskanerkloster Convento de San Francisco mit seiner Abteikirche Nuestra Señora de Miraflores aus dem 16. Jh. Das wirklich beeindruckende Gebäude verfügt wie viele andere Kirchen Lanzarotes auch über Mudéjar Stilelemente. Auffällig ist die aus zwei Voluten und einer kleinen Rundbogennische bestehende Verzierung über dem hölzernen Eingangsportal, welches von Archivolten aus rotem Basalt eingerahmt wird. Wie beim Convento de Santo Domingo hat auch hier das zweite Schiff eine eigene, etwas einfacher gestaltete Fassade mit eigenem Portal - denn es handelt sich hier ebenfalls um eine zweischiffige Kirche mit einem Querschiff, welches in ähnlicher Art und Weise wie die anderen mehrschiffigen Kirchen Lanzarotes strukturiert ist - auch hier trennt eine triumphbogenartige Scheidewand das Langhaus von Querschiff. Der aufwändig gestaltete, offene Dachstuhl erinnert sehr an den von San Ginés in Arrecife und auch hier spricht man von einer Mudéjar Konstruktion, allerdings mit den oben bereits erwähnten Vorbehalten. Das Gebäude beherbergt heute ein „Sakrales Museum“ - es wird hier eine Vielzahl von sehr katholisch anmutenden Figuren und anderen Gegenständen ausgestellt. Der Eintritt kostet zwei Euro, und ich möchte die Gelegenheit ergreifen anzumerken, dass dies nicht der Grund für mein Interesse an Sakralbauten ist. Mir persönlich geht es um die Geschichte der Architektur und diese kann man eben am besten - und zwar weltweit, in jeder Kultur - anhand von Sakralarchitektur studieren.
Etwas außerhalb von Teguise, und majestätisch auf einem Hügel mit einer wunderbaren Rundumsicht bis aufs Meer gelegen, befindet sich die Ermita de San Rafael, welche bereits im frühen 15. Jh. von Maciot de Betancourt gegründet wurde, allerdings wird die Existenz des Gebäudes erst seit 1674 dokumentiert. Von wann das Gebäude wirklich stammt weis man also nicht genau. Im Inneren der kleinen Kirche soll sich ebenfalls eine Mudéjar Decke befinden. Der Eingangsvorplatz des einschiffigen Gebäudes ist, typisch für eine lanzarotenische Ermitage, von einer Mauer umgeben. Er befindet sich auf der vom Ort abgewandten Seite, da die nach Osten ausgerichtete Kirche sich nordwestlich von Teguise befindet. Also genau umgekehrt wie die zuvor beschriebe Capilla de Nuestra Señora de Lourdes in Guinate. Dies spricht für eine Bauzeit noch während des bereits ausklingenden Mittelalters (15. Jh.) Auch der Ort spricht für ein frühes Baujahr: Es ist ein echter Kraftplatz, niemand würde ein Gebäude an solch einem Ort verwahrlosen lassen, auch wenn dies eine sentimentale und unwissenschaftliche Einschätzung ist. Es handelt sich um ein sehr schlichtes, gleichzeitig aber auch sehr schönes Gebäude. Es wird von einem kurz über der Traufe abgeflachtem Walmdach bedeckt, welches an der Eingangsseite über einen sichtbaren Giebel verfügt. Das Dach ist, und das ist sehr ungewöhnlich für unsere Insel, mit Mönch- und Nonnenziegel eingedeckt, auch wenn diese Eindeckung sicherlich aus einer späteren Zeit stammt. Dies, zusammen mit der Dachform, verleiht der Kirche ihren ganz eigenen Charakter. Die Eingangsfront verfügt über ein mittiges, hölzernes Rundbogenportal welches von rotbraunem Basalt eingerahmt wird. Darüber befindet sich ein kleines Okulum sowie - auf dem Dachgiebel - ein kleines Kreuz. Die Seitenwände verfügen jeweils über nur einen, mittig angeordneten Strebepfeiler. Auf der Ostseite ist eine Sakristei mit Flachdach angebaut. Darauf, dem Ort zugewandt, befindet sich außerdem eine kleine Espadaña.
Eine weitere Kirche in Teguise ist die Ermita del Cristo de la Veracruz aus dem 17. Jh. Das Bauwerk ist berühmt weil es in seinem Inneren das Kruzifix des Santísimo Cristo de la Veracruz beherbergt, es handelt sich dabei um die am meisten verehrte Kreuzigungsdarstellung der Insel Lanzarote. Leider ist die Kirche heute verschlossen, sie soll aber in ihrem Innern über eine Kassettendecke im Mudéjar Stil verfügen. Sie hat einen einfachen, rechteckigen Grundriss, welcher von einem flachen, ebenfalls mit Mönch- und Nonnenziegeln eingedecktem Walmdach abgedeckt wird, wobei dieses über dem Chorraum etwas erhöht ist. Im Osten schließt daran eine Sakristei mit Flachdach sowie umlaufenden Dachrand an. Die Seitenwände des Gebäudes verfügen über markante Strebepfeiler. Die ebenso rechteckige Hauptfassade wird von in schwarzem Basalt gemauerten Gebäudeecken eingerahmt. Über dem sehr hohen, hölzernen Portal mit geradem oberen Abschluss befindet sich mittig eine Espadaña. Das symmetrische Erscheinungsbild dieser Kirche ist sehr markant, es wiederholt sich bei Cristo de las Aguas in Guatiza, die nach dem Vorbild der Ermita del Cristo de la Veracruz gebaut worden sein soll. Das Gebäude spielte auch eine Rolle in dem deutschen Fernsehfilm “Die Quelle” von Rainer Erler, der 1978 größtenteils auf Lanzarote gedreht wurde.
Auch Guatiza gehört zu Teguise und verfügt über eine eigene Kirche, es handelt sich hierbei um Cristo de las Aguas Kirche. Das aktuelle Gebäude wurde ab 1869 errichtet, allerdings gab es bereits eine Vorgängerkirche, welche bereits am Ende des 17. / Anfang des 18. Jh. entstand. Es wird erzählt, dass zu jener Zeit vor der Küste des heutigen Los Cocoteros, in der in der Bucht des Riadero, ein Kruzifix angeschwemmt wurde. Die Regenfälle die bald darauf folgten wurden dann eben diesem Gekreuzigten zugeschrieben - die Insel hatte zu diesem Zeitpunkt seit drei Jahren keine Niederschläge mehr gesehen. So bekam die alsbald erbaute Kirche den Namen “Cristo de las Aguas”, (Christus des Wassers, eigentlich „Christus der Wasser“ im Plural). Das Kirchengebäude hat einen rechteckigen Grundriss und wurde wahrscheinlich nach dem Vorbild der Ermita del Cristo de la Veracruz in Teguise aus dem 17. Jh. (siehe oben) erbaut, in welcher ebenfalls eine Kruzifix verehrt wird, das Santísimo Cristo de la Veracruz. Die Kirche verfügt über eine Decke im Mudéjar Stil, welche über dem Chorraum als aufwändiges Zeltdach gebaut wurde und außerdem über eine Laterne verfügt. Im Jahr 2006 wurde das Gebäude durch den Tropensturm "Delta" beschädigt, welcher darüber hinaus noch mehr Schaden auf der Insel anrichtete. Die Laterne, der Glockenturm sowie die Eingangstür wurden beschädigt.
Tahiche ist ebenfalls eine zu Teguise gehörende Gemeinde mit einer eigenen Kirche aus dem 17. Jh., mit dem Namen Ermita de Santiago Apóstol. Von außen erkennt man bereits ihre mächtigen Strebepfeiler, sie sind notwendig um den Horizontalschub des Gewölbes aufzufangen, denn im Gegensatz zu den anderen Kirchen Lanzarotes welche über ein hölzernes Dach verfügen, hat dieses Gebäude ein Tonnengewölbe, man erkennt dies auch bereits an der Fassade. Aufgrund dieses Konstruktionsmerkmals handelt es sich um eine ganz besonders schöne Kirche! Auf der Südseite ist zwischen dem zweiten und dritten Strebepfeiler die Sakristei angebaut. Tatsächlich waren die Lanzarotenischen Baumeister der Vergangenheit regelrechte Künstler wenn es darum ging Gewölbe aus zumeist unbehauenen Lavasteinen zu errichten. Hunderte von unterirdischen Zisternen, sogenannte “Aljibes” verfügen über solche Gewölbe. Auf den Fotos sieht man die Konstruktionsweise eines solchen Gewölbes, am Beispiel der in ein Restaurant namens “Los Aljibes” verwandelten Zisterne, die sich ebenfalls in Tahiche befindet. Während dies bei einem unterirdischen Bauwerk allerdings problemlos möglich ist, war es bei der Ermita de Santiago Apóstol in Tahiche nur mit großem Aufwand möglich die Horizontalkräfte ihres Gewölbes in die Erde einzuleiten - äußeres Zeichen hiervon sind eben diese mächtigen Strebepfeiler an ihren Seitenwänden, welche diesem Gebäude seinen besonderen Charakter verleihen.
Natürlich befinden sich auch in den anderen zu Teguise zugehörigen, kleinen Gemeinden Kirchen, so zum Beispiel die Ermita de Santa Catalina, auch bekannt als Ermita de San José in Los Valles. Das Gebäude wurde im 18. Jh. nach den Vulkanausbrüchen (1730-1736) von den aus Santa Catalina geflüchteten Bürgern erbaut. Die Kirche enthält wie viele weitere Kirchengebäude von Lanzarote auch eine Mudéjar Decke. Sie ist eine der wenigen einschiffigen Kirchen welche über ein echtes Querschiff verfügt und deren Grundriss auf der Basis eines lateinischen Kreuzes errichtet wurde. Das Gebäude ist dabei nach Norden ausgerichtet. Zwischen Langhaus und östlichen Querhausarm wurde eine Sakristei angebaut. Das Langhaus verfügt über ein Walmdach, während die Querhausarme und der Vierungsraum jeweils von Zeltdächern abgedeckt werden, letzterer ist dabei etwas überhöht. Sehr auffallend bei dieser Kirche sind die mächtigen, abgeschrägten Strebepfeiler entlang der Langhauswände mit ihren inseltypisch dazwischen liegenden, gemauerten Sitzbänken.
Auch Caleta de Famara gehört zur Gemeinde Teguise, es war einst eine der drei großen Ureinwohnersiedlungen von Lanzarote. Als Juan Betancourt mit seinen Franziskanermönchen 1402 auf Lanzarote ankam, wurde alsbald die Ermita de Nuestra Señora de las Mercedes in Famara erbaut, und die Franziskaner sollen danach 33 weitere Jahre an diesem Ort geblieben sein. Ihre Lebensgrundlage waren Almosen, Landwirtschaft und natürlich der Fischfang. Aus dem Testament des Sancho de Herrera aus dem Jahr 1534 geht darüber hinaus eine Klausel hervor die besagt: "Ich verfüge, dass in meinem Garten in Famara ein Kloster von Brüdern gebaut werden soll". Nichtsdestotrotz wurde die Ermita de Nuestra Señora de las Mercedes 1735 zerstört, um sie 1809 in Mala wieder zu errichten (siehe oben). Nach Wölfel ist "Famara" eine Ableitung von "Famagui", was einem Ortsnamen für Lanzarote entsprechen soll. Navarro Artiles hingegen sagt, dass "Famagui" als Schreibfehler aus "Famara" hervorging. Carmen Díaz Alayón meint wiederum, “Mara” als Teil des Wortes “Famara” sei derselbe Wortstamm wie er in den prähistorischen Ortsnamen “Autinmara” und “Dutinimara” von La Palma vorkommt. Inwiefern es eine Analogie zwischen “Mara” (Famara) und “Mala” gibt ist mir allerdings nicht bekannt. Jedenfalls entstand Ende des 19. / Anfang des 20. Jh. die heutige kleine Kirche Iglesia del Sagrado Corazón de María, unmittelbar an der Uferpromenade von Famara. Für ihren Bau sowie dem Bau weiterer Häuser wurde zum großen Teil der in den Buchten von Famara produzierte Kalk verwendet. Der Ort verfügte zu der Zeit über drei Wohnhäuser, 24 Lagerhäuser und 25 Einwohner. Weiter wird berichtet, dass sich 1909 eine große Anzahl von Besuchern zu den Feierlichkeiten der Iglesia del Sagrado Corazón de María versammelt haben sollen.
In Teseguite, ebenfalls zu Haría gehörend, befindet sich die Kirche San Leandro aus dem 17. Jh., welche in ihrem Inneren über eine Kassettendecke im Mudéjar Stil verfügt. Diese wurde allerdings am Ende des 20. Jh. erneuert. Zu selben Zeit wurde das Gebäude auch verputzt, so dass die ursprüngliche Wandstruktur leider zerstört wurde.
Auch die kleine, malerisch gelegene Ortschaft El Mojón hat eine eigene, zauberhafte Kirche mit dem Namen San Sebastián, Sie wurde wie die von Teseguite auch im 17. Jh. erbaut und auch sie soll in Ihrem Inneren über eine Mudéjar Decke verfügen. Auch äußerlich ähnelt sie ihrer „Schwesterkirche“ im nahegelegenen Teseguite sehr.
In der Gemeinde mit dem beschaulichen Namen Nazaret, in unmittelbarer Nähe zu Teguise gelegen und nur durch den Vulkan auf dem sich das Castillo de Santa Bárbara befindet davon getrennt, befindet sich die Ermita de Nuestra Señora de Nazaret, eine Kirche die in den Jahren 1643-1648 errichtet wurde. Es handelt sich um eine einfache, einschiffige Kirche mit einer auf der Südseite angebauten Sakristei. Ein Gebäudetyp der sehr häufig auf unserer Insel vorkommt.
Die Gemeinde Soo - heute ebenfalls eingemeindet nach Teguise - wurde im 16. Jahrhundert durch die Mauren gegründet, während der afrikanischen Überfälle von Agustín de Herrera. Dort befindet sich die im 18. Jh. erbaute Kirche San Juan. Die Fassade der einschiffigen Kirche mit Walmdach hat etwas Barockes an sich, aufgrund der sich mit einem dynamischen Schwung erhebende Espadaña und dem Dachgesims. Über dem deutlich überhöhten Chorraum erhebt sich ein Zeltdach mit abgerundeten Formen, welches daher beinahe den Eindruck einer Kuppel vermittelt. Auch diese Dachform findet man immer wieder auf Lanzarote. An die nach Süden ausgerichtete Kirche ist an der Westseite des Chores eine Sakristei angebaut. Die Einsiedelei wurde bereits im 17. Jh. durch Juan Gutiérrez Núñez und María de los Reyes aufgrund ihrer Eheschließung gegründet, sie stellten dazu auch zehn Scheffel Land für den Bau zur Verfügung.
San Andrés in Tao wurde in der 1. Hälfte des 17. Jh. erbaut. Auch Tao gehört heute zum Gemeindegebiet von Teguise. Bis zu den Vulkanausbrüchen des 18. Jh. (1730-1736) muss allerdings zwischen den Gemeinden Tao und San Andrés unterschieden werden. Tao befand sich eher in Richtung El Jable, während sich San Andrés auf dem Hügel befand dem es seinen Namen gab. Das zweischiffige Gebäude befindet sich an einem wunderbar gestalteten, kleinen Ortsplatz mit dem Namen “Plaza Juan Quintero”, dessen Bäume die Kirchenfassade mit ihren zwei Eingangsportalen tief verschattet, so dass es fasst nicht möglich ist das schöne Gebäude in seiner Gänze zu fotografieren.
In Mozaga, ebenso Teguise, finden wir die Ermita de Nuestra Señora de la Peña, erbaut 1785. Die Virgen de la Peña ist eigentlich die Schutzpatronin unserer Nachbarinsel Fuerteventura, sie ist außerdem nach der Virgen de la Candelaria eine der ältesten Widmungen der Kanarischen Inseln. Das Bild der Virgen de la Peña soll angeblich in fast jedem Haus auf Fuerteventura präsent gewesen sein. Man erzählt sich außerdem, dass einst eine Familie von Fuerteventura nach Lanzarote zog und das Bild der Virgen de la Peña mitbrachte, so soll es in die Einsiedelei nach Mozaga gelangt sein. Im Jahre 1793 soll sie ein Wunder vollbracht haben, sie konnte die Tochter des Fernando Pérez heilen, welche von den Ärzten bereits aufgegeben wurde. Von diesem Wunder gibt es ein Gemälde, wovon sich eine Kopie in einem Privathaus in San Bartolomé befindet, während sich das Original in der Iglesia de la Peña auf Fuerteventura befindet. In der Ermita von Mozaga befindet sich auch ein sehr schönes barockes Altarbild, allerdings ist das Juwel dieser Kirche das Alabasterbild der Virgen de la Peña. Auch hier handelt sich um ein einfaches, einschiffiges Gebäude, welches ein Sichtmauerwerk aus Basaltgestein an den Gebäudeecken aufweist, auch das Rundbogenportal wird von Basalt eingerahmt. Über der rechtwinkligen Eingangsfassade erhebt sich außerdem asymmetrisch auf der linken Seite eine Espadaña. Das Gebäude verfügt außerdem - typisch für eine Ermita - über einen kleinen Vorplatz der von einer Mauer umgeben wird.
Eine nur sehr wenigen Besuchern von Lanzarote bekannte Gemeinde ist Muñique, auch sie gehört zu Teguise, dort befindet sich die Ermita de Nuestra Señora Fátima, welche erst im Jahre 1972 von Doña Pilar Morales de León gestiftet wurde. Das einschiffige Gebäude verfügt über sehr markante Strebepfeiler, dies ist aber eher ein formales Gestaltungselement, da aufgrund des Baujahres bereits Technik sowohl als auch Baustoffe zur Verfügung standen um ein solches Gebäude ohne Strebepfeiler zu errichten. Zwischen den Strebepfeilern befindet sich jeweils ein kleines Rundbogenfenster und auch das Portal auf der Eingangsseite ist mit einem Rundbogen versehen, allerdings ohne jegliche Einrahmung aus anderem Material. Über dem Gebäude erhebt sich ein elegant geschwungenes Satteldach, über der Eingangsfassade befindet sich außerdem asymmetrisch auf der linken Seite die Espadaña. Das Gebäude ist nach Westen ausgerichtet. Markant an der Eingangsfassade ist außerdem der Absatz auf dem die Giebelwand aufgemauert ist - sie ist offensichtlich etwas dünner als die sich darunter befindliche Wand des Erdgeschosses.
Last but noch least haben wir in Tiagua noch eine weitere Kirche auf dem Gemeindegebiet von Teguise, sie lautet auf den Namen Ermita de Nuestra Señora del Socorro und wurde im frühen 17. Jh. erbaut. Auch ihre an der Oberseite etwas geschwungene Fassade hat etwas Barockes. Die Espadaña dieser Kirche ist außerdem nicht aufgesetzt wie in vielen anderen Beispielen, sondern in die Fassade integriert.
Tinajo ist eine eigenständige Gemeinde im Westen Lanzarotes und natürlich finden wir auch dort eine Kirche, die Iglesia de San Roque aus der 2. Hälfte des 17. Jh. Das nach Nordosten orientierte Gebäude besteht aus zwei ungleich großen Schiffen - ein Motiv welches man häufig auf Lanzarote vorfindet - beide werden von einem Walmdach abgedeckt welches im Bereich des Chorraumes erhöht ist. Das mit Basalt eingerahmte Rundbogenportal befindet sich in der Hauptfassade des rechten, größeren der beiden Schiffe. Dort erhebt sich auch an der rechten Gebäudeecke ein kleiner Glockenturm. An der Fassade befindet sich außerdem eine Sonnenuhr aus dem Jahre 1851. Außer den beiden Schiffen besteht die Kirche aus Sakristei, Lagerhaus, Baptisterium und einer kleinen Kapelle. Der Fußboden des Chorraum ist gegenüber dem Kirchenschiff erhöht und von diesem durch eine Balustrade getrennt. Auch in der Dachebene wird der Chorraum vom Kirchenschiff durch eine triumphbogenartige Scheidewand räumlich getrennt, welche sich über beide Schiffe erstreckt. Das Bauwerk verfügt auch über eine Mudéjar Decke welche von einer Reihe von Rundbögen über toskanischen Säulen aus rotbraunem Basalt getragen wird. Die Seitenwände der Kirche wurden ohne Strebepfeiler errichtet, dies wurde durch hölzerne, quer verlaufende Zugbalken in der Deckenebene ermöglicht, welche die Horizontalkräfte des Dachstuhls aufnehmen. Dieses Motiv - ich erwähnte es bereits weiter oben - deutet eher darauf hin, dass der Dachstuhl nicht durch Mudejares aufgerichtet wurde sondern von lokalen Zimmerleuten, welche sich von der Islamischen Architektur inspirieren ließen. Dies bleibt bei vielen Lanzarotenischen Kirchen eine offene Frage.
Yaiza ist der Hauptort im Süden Lanzarotes, der Touristenort Playa Blanca zum Beispiel gehört zu dieser Gemeinde. Im Ort Yaiza befindet sich die Nuestra Señora de los Remedios Kirche. Es handelt sich um eine zweischiffige Kirche, dies haben wir ja zuvor bereits an mehreren Beispielen gesehen, vor allem aber erinnert diese Kirche sehr an die des Convento San Francisco in Teguise - aller Wahrscheinlichkeit nach wurde sie sogar nach dem Vorbild von Teguise gebaut. Wahrscheinlich wurde eines der beiden Schiffe bereits im 17. Jh. erbaut während das zweite 1728 hinzugefügt wurde. In der Fassade des linken der beiden Schiffe befindet sich das Hauptportal mit einem weiteren Rundbogenfenster im Obergeschoss, während das rechte der beiden Schiffe über seiner fensterlosen Fassade mit einer barock anmutenden Espadaña gekrönt ist. Das rechte Schiff hat außerdem ein zweites, seitliches Eingangsportal. Beide Kirchenschiffe verfügen darüber hinaus über ein mit Ziegeln eingedecktes Walmdach, welches über dem Chorraum erhöht ist, genau gleich wie die Kirche des Convento San Francisco in Teguise auch. Sie werden im Innern durch eine Reihe von Säulen mit Kapitellen aus inseltypischem Basalt getrennt, und auch hier wird der Chorraum durch eine triumphbogenartige Scheidewand vom Langhaus räumlich separiert. Die Kirche ist darüber hinaus in ihrem Innern sehr reich ausgestattet, besonders erwähnenswert das Gemälde der Nuestra Señora del Rosario vom Anfang des 18. Jahrhunderts. beide Kirchenschiffe werden nach oben mit einer Mudejar Decke abgeschlossen.
Inmitten des Weinbaugebiets La Geria, direkt gegenüber der Bodega Rubicon, befindet sich die Ermita de Caridad, die Einsiedelei unser Lieben Frau der Nächstenliebe. Manche Quellen geben 1706 als Baujahr dieser kleinen Kirche an, nach anderen Quellen wurde sie aber erst in der Mitte des 19. Jh. erbaut. Es handelt sich um ein einschiffiges, einfaches Gebäude mit abgewalmtem Dach, es ist nach Nordosten ausgerichtet und verfügt über eine südöstlich angebaute Sakristei. Typisch für eine Lanzarotenische Ermita ist die Einfassung des Vorplatzes mit Mauern. Die Eingangsfassade verfügt über ein mittiges, hölzernes Rundbogenportal, welches von einem Fries bestehend aus Pilastern mit Kapitellen eingerahmt wird. Dieses Motiv könnte auch das Vorbild für das Eingangsportal der Kirche von Montaña Blanca gewesen sein. Mittig über dem Eingangsportal erhebt sich eine Espadaña welche von einem Kreuz gekrönt wird.
San Isidro Labrador befindet sich in der Gemeinde Uga, vielen bekannt aufgrund der Lachsräucherei des Ortes. Das Gebäude ist streng rechtwinklig gebaut, nach Norden hin ausgerichtet und verfügt über hohe, abgeschrägte Strebepfeiler links und rechts der Seitenwände. An der Nordseite ist eine Sakristei angebaut, welche in Ihrer Höhe nicht an das Hauptgebäude heranreicht. In der Eingangsfassade befindet sich mittig ein Rundbogenportal, welches ebenfalls vergleichbar ist mit den beiden Portalen der Ermita de Caridad und der Ermita de Maria Auxiliadora. Mittig darüber befindet sich ein Okulum, den oberen Abschluss bildet die symmetrisch angeordnete Espadaña. Der Dachrand wird verziert durch eine Balustrade, dies ist sehr ungewöhnlich für eine Kirche auf Lanzarote, aber das Gebäude verfügt über ein Flachdach, so macht eine Balustrade Sinn.
In der sehr beschaulich und ländlich gelegenen Ortschaft Las Breñas, ebenfalls nach Yaiza eingemeindet, befindet sich die Iglesia de San Luis Gonzaga. Es handelt sich um ein sehr schlichtes, einschiffiges Gebäude, welches über seiner Eingangsfassade neben dem inseltypischen Rundbogenportal über einen tympanonartige Giebel verfügt - dahinter allerdings befindet sich schlicht ein Flachdach. Auffallend ist der pompöse Treppenaufgang der vom Strassenniveau zur Kirche hinauf führt.
Die heutige Pfarrkirche von San Bartolomé wurde in den Jahren 1779-1783, ca. 200 Meter von der ursprünglichen, zu klein gewordenen Ermita entfernt erbaut. Das Gebäude verfügt auch über einen der wenigen Kirchtürme der Insel, welcher mit einem kleinen Cimborrio (Kuppel) bedeckt ist. Die Kirche wurde während des 20. Jh. mehrfach restauriert, außerdem wurde die kleine Kapelle links davon angebaut, die sogar über einen eigenen Eingang von der Plaza de León y Castillo verfügt. Man darf allerdings nicht glauben, dass etwa der direkt daneben stehende, hohe Rathausturm von San Bartolomé zu dieser Kirche gehören würde, denn es handelt sich dabei um ein säkulares Bauwerk. Auf diese Art und Weise erinnert dieses Ensemble ein wenig an Don Camillo und Peppone...
Güime ist ein Ortsteil von San Bartolomé, und auch hier finden wir natürlich eine eigene, kleine Kirche, es ist die San Antonio von Padua und wurde 1913 errichtet. Es handelt sich um ein sehr ungewöhnliches Gebäude für Lanzarote, dessen Fassade mit einem Fries von Pilastern und Gesimsen verziert ist. Die Espadaña ist symmetrisch in die Giebelwand integriert.
Montaña Blanca ist ein kleiner Ort der zu San Bartolomé gehört, und auch dort finden wir eine kleine Kirche vor, die Ermita de Maria Auxiliadora. Das Gebäude entstand während der ersten Hälfte des 20 Jh. Es handelt sich um ein einschiffiges, rechtwinkliges Gebäude mit einem Walmdach. Es es ist nach Norden ausgerichtet und verfügt über eine an der Ostseite angebaute Sakristei. Die Eingangsfassade ist sehr schön gestaltet, sie endet nach oben mit mehreren, schwungvollen Kurven, welche sich bis zu der mittig angeordneten Espadaña auftürmen. So hat auch diese Fassade einen etwas barocken Charakter und greift dieses Thema wohl von den beiden Kirchen in Soo und Tiagua auf, obgleich diese beiden Gebäude ja aus dem 18. bzw. 17. Jh. stammen. Das mittig platzierte Eingangsportal wird von grauem Basalt eingefasst in Form von zwei Pilastern. Sehr schön sind auch die beiden Kämpfersteine links und rechts, jeweils zum Beginn des Rundbogens. Auch die Gebäudeecken sind mit einem - wahrscheinlich vorgeblendeten - Natursteinmauerwerk aus Basalt optisch hervorgehoben.
Die Ermita del Corazón de Jesús in Tegoyo wurde im 18. Jh von Mariano Stinga Paturso und seiner Frau Andrea Rodríguez Curbelo gestiftet. Mariano war ein Handelssegler aus Sizilien und stammte aus einer Familie polnischer Abstammung. Als er auf Lanzarote Ankam heiratete er die junge Andrea, Tochter des Bürgermeisters von Haría und des Oberbürgermeisters der Insel. Mariano selbst übernahm das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters von Arrecife sowie des Bürgermeisters von Tías (... ;) Das rechtwinklige, einfache Gebäude ist sehr schön. Über der Eingangsfassade, oberhalb des Portals im Stile der Ermita de Caridad erhebt sich symmetrisch eine Espadaña. Das gebäude ist nach Osten ausgerichtet und verfügt über eine an der Südseite angebaute Sakristei.
In La Vegueta befindet sich die Ermita de Nuestra Señora de Regla, die Kirche wurde gegen Ende des 17. Jh. erbaut. Nach unterschiedlichen Quellen wurde das sehr dunkle Altarbild der Virgen de Regla entweder am Strand vor Lanzarote aufgefunden, oder es stammte aus Kuba und wurde von einem Migranten von dort mit nach Lanzarote gebracht. Das nach Norden ausgerichtete Gebäude verfügt über ein Satteldach welches auf der Nordseite abgewalmt ist. Dort ist auch eine Sakristei angebaut. Die Fassade ist an ihrem oberen Abschluss in mehreren Kurven gekrümmt, mittig darüber befindet sich eine Espadaña. Dieses barocke Fassadenmotiv kennen wir nun bereits von mehreren Kirchen hier auf der Insel. Das hölzerne Rundbogenportal wird von einem Sichtmauerwerk aus rotem Basalt eingerahmt, auf die selbe Art und Weise sind auch die Gebäudeecken gestaltet.
Bei der Pfarrkirche Santa Elena in Playa Honda wurde vor einiger Zeit geprüft, ob sie abgerissen und durch eine neue ersetzt werden soll. Wie weit dieses Vorhaben allerdings gediehen ist entzieht sich meiner Kenntnis. Das bisherige, einschiffige Bauwerk ist nach Norden ausgerichtet und verfügt über einen kleinen Glockenturm. An seiner Ostseite ist eine kleine Sakristei angebaut. Das Eingangsportal ist in Lanzarote - Grün gestrichen, die einzige Kirche auf dieser Insel welche diese Farbe für Türen und Fenster benutzt. Genau wie die Kirche in Tabayesco hat der Bogen über der Eingangstür die Form eines Korbbogens - wenn sie auch nicht nach oben spitz zuläuft wie in Tabayesco.
Ohne weitere Information, einfach der Vollständigkeit halber möchte ich noch folgende Kirchengebäude erwähnen:
Die Ermita in Macher (2. Reihe rechtes Foto), in der gleichnamigen Gemeinde wird heute nicht mehr als Kirche beutzt, das Gebäude sieht von außen verwahrlost aus. Wahrscheinlich wurde es als Kirche zu klein, und nach dem Neubau von San Pedro, direkt an der Hauptstraße in seiner Funktion abgelöst.
Obwohl La Graciosa seit zwei Jahren nicht mehr zu Lanzarote gehört sondern zu einer eigenständigen, der achten Insel des Kanarischen Archipels avancierte, die nun direkt von Las Palmas verwaltet wird, möchte ich Nuestra Señora del Carmen hier erwähnen, ist doch La Graciosa für die auf Lanzarote lebenden Menschen immer noch ein Teil “ihrer” Insel. Die kleine Kirche in Caleta del Sebo, dem Hauptort von La Graciosa, wurde erst 1945 erbaut.
Stilelemente
Espadaña, Rundbogenportal und Sichtmauerwerk aus Basaltsteinen, Strebepfeiler, Mudéjar Decke
Lanzarote´s Kirchengebäude sind - mit ein paar Ausnahmen - mehr oder weniger alle in einem ähnlichen Baustil gebaut. Meist handelt es sich um einschiffige, manchmal auch zweischiffige Gebäude mit verputzten, weiß gestrichenen Außenwänden. Viele dieser Bauwerke verfügen darüber hinaus an ihren Seitenwänden über Strebepfeiler, sowie über eine seitlich, in der Nähe des Chorraumes angebaute Sakristei. Zwischen den Strebepfeilern befinden sich häufig gemauerte Sitzbänke. In der Regel haben die Kirchen ein hölzernes Rundbogenportal deren Einfassung mit Basalt gemauert wurde. Oft sieht man auch an den Gebäudeecken bzw. an den Strebepfeilern Sichtmauerwerk aus Basaltsteinen. Nur wenige der Kirchen verfügen über einen Glockenturm, meist sieht man nur eine Espadaña, einen glockenturmartigen Aufbau über der Eingangsfassade, wie man es auch von vielen mediterranen Kirchen kennt. Die Ermita-Kirchen sind in der Regel mit einer Mauer umgeben, zumindest jedenfalls der Eingangsbereich, dies schlicht aufgrund des Windschutzes. Im Innern sind die Bauwerke oftmals sehr schlicht gehalten und viele verfügen über einen offenen, hölzernen Dachstuhl, welcher entweder von der Mudéjar Architektur maurischer Baumeister inspiriert wurde oder sogar von diesen selbst gebaut wurde. Gewölbe oder Kuppeln sieht man eher selten. Bei mehrschiffigen Kirchen ruhen die Rundbogen-Arkaden der Mittelschiffswände auf in der Regel aus Basalt gemauerten Säulen mit einfachen Kapitellen aus dem selben Material.
Strebepfeiler
Strebepfeiler
Bevor es losgeht, noch ein Wort zu den Strebepfeilern: Vielleicht stellt sich ja jemand die Frage, warum gerade die älteren, kleinen Kirchen über Strebepfeiler an den Außenwänden verfügen, obwohl doch gerade sie so dicke Wände haben und ein im Vergleich dazu doch nur sehr leichtes Holzdach tragen müssen. Aber grundsätzlich werden Sattel- oder Walmdächer auf den Kanaren - auch heute noch - nach dem Prinzip des “Sparrendaches” (so würden wir es in Mitteleuropa bezeichnen) gebaut. Das heisst, es entsteht über die Dachsparren ein Horizontalschub, der die Außenwände an der Mauerkrone nach außen drückt. Aber gerade die älteren Bauwerke mit ihren dicken Wänden sind aus “Piedras” (Vulkansteinen) gemauert, die normalerweise mörtellos vermauert wurden, allenfalls wurde Lehm als eine Art Mörtel verwendet. Eine solche Wand kann natürlich an ihrem oberen Abschluss keine Horizontalkraft aufnehmen, die Vulkansteine würden einfach nach außen weggedrückt werden, bzw. bei jedem kleinen Erdbeben würde die Mauerkrone ein wenig nach außen wandern, bis das Dach schließlich einstürzt. Die Strebepfeiler sind dazu da, eben dies zu verhindern.
Ermita de las Nieves
Ermita de las Nieves, Santa Maria Maggiore in Rom mit Parallelen in der Entstehungsgeschichte - Foto: Wikimedia
Schon zur Zeit der Eroberung Lanzarotes durch die Spanier während des 15. Jahrhundert entstanden etwa 20 Einsiedeleien (Ermitas) auf der Insel. Leider ist von diesen Gebäuden kaum noch etwas erhalten, allerdings wurden einige davon wieder aufgebaut. Eine dieser Kirchen ist die Ermita de las Nieves welche ab 1423 auf dem Risco de Famara Felsen, oberhalb des Famara Strandes erbaut wurde. Sie ist wahrscheinlich eine der am meisten emblematischen Kirchen Lanzarotes. In dem Buch "Nuestra Señora de las Nieves" wird beschrieben, wie das Gebäude 1576 während eines Piratenüberfalls zerstört und dem Erdboden gleichgemacht wurde. Während des 17. Jh. wurde das Gebäude dann rekonstruiert, nachdem der Ort über 100 Jahre verlassen war. Für das Jahr 1710 sind dann auch einige Renovierungsarbeiten dokumentiert. Nach den Vulkanausbrüchen des 18. und 19. Jh., während derer die Virgen de los Dolores (“hl. Jungfrau der Schmerzen”) zu größerer Bedeutung aufstieg, geriet die Virgen de las Nieves (“hl. Jungfrau des Schnees”) allerdings wieder ein Wenig in Vergessenheit und das Kirchengebäude war erneut der Verwahrlosung ausgesetzt. 1966 wurden die Überreste schließlich abgerissen und es entstand ein Neubau durch den Architekten Enrique Spínola aus Teguise. Einzig erhalten blieb die alte Zisterne (Aljibe) auf dem Gelände, welche man heute noch sehen kann. Der rechteckige Baukörper wird von einem Walmdach abgedeckt an das sich über dem Chorraum ein Zeltdach anschließt. Die Kirche ist nicht nach Osten ausgerichtet sondern mehr oder weniger nach Norden, so schließt sich die seitlich an den Chorraum angebaute Sakristei auf der Ostseite an. Typisch für Lanzarotenische Kirchen sind auch hier die Strebepfeiler entlang der Seitenwände. Die gesamte Anlage ist auch - typisch für eine Ermita - mit einer Mauer umgeben. Die Virgen de las Nieves wurde im Jahre 1725 (also noch vor den Vulkanausbrüchen des Timanfaya) zur Schutzpatronin von Lanzarote erklärt, nachdem sie bereits seit dem 15. Jh. verehrt und auch um Niederschläge angebetet wurde - der Legende nach kündigte sie einst einen bedeutenden Schneefall an, welcher in einem August stattfinden sollte, daher findet bis heute jeden 5. August eine Wallfahrt zu dieser Einsiedelei statt. Inwiefern solche Legenden einen wahren Kern haben ist natürlich fraglich, aber in diesem Fall muss man zwangsläufig an die Entstehungsgeschichte der frühchristlichen Kirche Santa Maria Maggiore in Rom denken, denn auch hier hat es an einem 5. August geschneit, allerdings bereits im Jahre 352 n.Chr...
Mancha Blanca, Nuestra Señora de los Dolores
Mancha Blanca, Nuestra Señora de los Dolores, Tonnengewölbe über dem Hauptschiff, Pendentifkuppel über dem Chorraum. Rechts unten der Barockaltar mit der Marienstatue der Virgen de los Dolores.
In Mancha Blanca finden wir die Ermita y Santuario (Heiligtum) de Nuestra Señora de los Dolores, ich hatte sie oben bereits erwähnt als die Jungfrau der Schmerzen. Diese Kirche wurde ab 1780 nach den Vulkanausbrüchen des 18. Jh. erbaut (1730-1736), aber erst 1862 nach den Vulkanausbrüchen des 19. Jh. (1820-1824) fertig gestellt. Das Langhaus ist mit einem flachen Satteldach über einem Tonnengewölbe gedeckt, während sich über dem Chorraum eine Pendentifkuppel mit Laterne erhebt, ein Bauteil wie es bei Barockkirchen zwar häufig zu sehen ist, auf Lanzarote allerdings eine Ausnahme darstellt. Es ist tatsächlich die einzige derartige Kuppel auf Lanzarote. Die Pendentifs - die Bauteile die vom Quadrat des Grundrisses in das Rund der Kuppel überleiten - sind mit schwarzen Lavasteinen verkleidet, während die Kuppel selbst weiß verputzt wurde und von einer Laterne gekrönt wird. Die Konstruktion dieser Kirche ist somit sehr aufwändig. Mächtige Strebepfeiler entlang der Langhauswände nehmen den Horizontalschub des Langhausgewölbes auf und leiten sie in das Erdreich ab. Auf der Südseite des Chorraumes ist darüber hinaus eine Sakristei angebaut. Der Legende nach wurde die Madonnenfigur der Virgen de los Dolores während einer Bittprozession in die Nähe der Lavaströme gebracht, wo es ihr auf wundersame Weise gelang diese zu stoppen und so die Inselbewohner und ihre Heimat zu retten. Seither wird am 15. September jeden Jahres die Wallfahrt der Jungfrau de Los Dolores nach Mancha Blanca abgehalten, während der die Einwohner aus allen Teilen Lanzarotes bis Mancha Blanca pilgern. Es handelt sich um eine der größten Feierlichkeiten der Insel, bei der neben der eigentlichen Wallfahrt auch gerne dem Alkohol zugesprochen wird. Die Inselregierung ist stets bemüht die vielen Pilger abends mit Bussen wieder in ihre Dörfer zurück zu bringen. Die Virgen de Los Dolores ist neben der Virgen de las Nieves eine der beiden Schutzpatroninnen der Insel.
Interessant erscheint die Ambivalenz dieser beiden Figuren, einerseits der Virgen de Los Dolores und andererseits der Virgen de las Nieves, sind sie doch beide den elementarsten Ängsten der Inselbewohner geweiht. Die eine beschützt vor der glühenden Lava die andere sorgt für Wasser. Gerade die Angst vor den Vulkanen wird einem mit der jüngsten Eruption auf La Palma wieder deutlich vor Augen geführt. Vor den Ausbrüchen in Timanfaya hingegen erschien die Niederschlag bringende Virgen de las Nieves die wichtigere gewesen zu sein, wurde sie doch kurz zuvor erst zur Schutzpatronin ernannt. Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann! Auch unsere modernen Zeiten mit unserem entsalztem Meerwasser und der aktuellen Tragödie von La Palma werden möglicherweise wieder eine erneute Polarisierung erzeugen.
Nach einem Dokument von Bischof Manuel Verdugo aus dem Jahr 1799 wurde die Pfarrei in Tías 1796 gegründet, zusammen mit der von Tinajo, von San Bartolomé und von Arrecife. Zu jener Zeit existierten nur die Pfarrei in Teguise sowie die zwei Hilfspfarreien in Haría und in Yaiza.
Tías, Nuestra Señora de la Candelaria
Tías, Nuestra Señora de la Candelaria, der Friedhof neben der Kirche ist der älteste von Lanzarote, Friedhofseingang heute, Friedhofseingang mit Nuestra Señora de la Candelaria rechts im Hintergrund wie im Film "Die Quelle" von Rainer Erler von 1978 zu sehen
Die heutige Kirche Nuestra Señora de la Candelaria wurde im 18. Jahrhundert nach den Vulkanausbrüchen von Timanfaya (1730-1736) in der neu erbauten Siedlung in Tías errichtet. Sie hatte bereits einen Vorgängerbau, welcher allerdings 1735 während der Eruptionen von der Lava zerstört wurde. Man vermutet, dass er sich zwischen den Bergen Tisalaya, Chibusque, Juan Bello und Montaña Colorada befand. Er wird in Dokumenten erstmals 1661 erwähnt. Auch dieser Vorgängerbau war bereits mit der Virgen de la Candelaria verbunden, die angeblich bereits den Guanchen Mitte des 15. Jh. erschien. Familien aus Fuerteventura brachten das von den Kastiliern auf Tenerife erbeutete Originalbild der Jungfrau nach Tías, später wurde es allerdings wieder nach Tenerife zurückgebracht. Direkt neben der Kirche wurde 1799 auch ein Friedhof angelegt, es ist der älteste auf Lanzarote. Die Virgen de la Candelaria (Jungfrau des Lichtes) wird als „Schwarze Jungfrau“ verehrt, sie ist die Schutzpatronin und gleichzeitig eine der ältesten Widmungen der Kanarischen Inseln, wird aber auch im gesamten Lateinamerikanischen Raum verehrt - sie avancierte neben der Jungfrau von Guadalupe, der Schutzpatronin von Mexiko, zu einer der wichtigsten Marienfiguren auf dem amerikanischen Kontinent. Sie ist außerdem historisch eng mit den Vulkanausbrüchen von Lanzarote verbunden, ebenso wie die heutige Schutzpatronin der Insel, Nuestra Señora de los Dolores. Die einschiffige Kirche verfügt über ihrer Eingangsfassade über eine sehr hohe, zweigeschossige Espadaña. Auch diese Kirche wirkt aufgrund der Gestaltung ihres Giebels ein wenig Barock. Ungewöhnlich ist die Einfassung der Fassade mit grauen, pilasterartigen Streifen. Das Bauwerk ist nach Norden ausgerichtet und verfügt an seiner Westseite über eine Sakristei. Das Gebäude steht auf einer sehr aufwändig gebauten Terrasse, von wo aus man eine fantastische Aussicht über Tías bis auf den Atlantik hat.
Tías, Ermita San Antonio
Tías, Ermita San Antonio
Auch die Ermita San Antonio (Santuario San Antonio) befindet sich in Tías, allerdings ist das Gebäude seit den 1970er Jahren keine Kirche mehr, sondern es wird von der Gemeinde Tías für kulturelle Zwecke genutzt. Es handelte sich vormals um eine kirchliche Zilla aus dem 17. Jh., bei der die Bürger ihren Zehnten abgeben mussten, außerdem wurde es als Lagerhaus für landwirtschaftliche Produkte genutzt und diente darüber hinaus auch eine Zeit als Kaserne für Truppen die am kubanischen Unabhängigkeitskrieg teilnahmen. 1907 wurde das Gebäude auf Geheiß von Pfarrer Sinforiano Suárez in eine Kirche umgewandelt. Dies geschah, weil Nuestra Señora de la Candelaria zu weit vom Ortskern entfernt lag. Es handelt sich um ein kleines, zweischiffiges Gebäude mit rechteckigem Grundriss und ebensolcher Fassade, über der sich mittig eine Espadaña befindet. Im Gegensatz zu vielen Kirchengebäuden verfügt das hölzerne Eingangsportal der Ermita in Tías nicht über einen Rundbogen sondern über einen geraden Türsturz. Das Gebäude ist heute liebevoll restauriert und verfügt über eine Dachkonstruktion auf der sich über den Dachsparren ein Rohrgeflecht befindet.
Tías, Pfarrkirche San Antonio
Tías, Pfarrkirche San Antonio
Die zuvor genannte Ermita San Antonio in Tías ist nicht zu verwechseln mit der heutigen Pfarrkirche San Antonio auf der gegenüberliegenden Straßenseite! Die Pfarrkirche wurde ab 1972 erbaut weil die Ermita zu klein wurde, und löste diese auch in ihrer Funktion als Pfarrkirche ab. Die beiden Fassaden sehen sich allerdings zum verwechseln ähnlich, außer dass die der heutigen Pfarrkirche deutlich größer ist und über ein Rundbogenportal verfügt. Rechts und links befindet sich darüber hinaus je ein Runfbogenfenster.
"Entremontañas", Ermita de Santa María Magdalena
Entremontañas, Ermita de Santa María Magdalena
Die Ermita de Santa María Magdalena liegt in den Bergen, zwischen Conil und Masdache, ein Ort der Entremontañas genannt wird (“zwischen den Bergen”). Das einfache Gebäude ist nach nach Osten ausgerichtet und an ein Bauernhaus angebaut. Von dem Hügel auf dem sie sich befindet hat man eine schöne Aussicht über die von Weinbau geprägte Umgebung. Sie wurde 1772 erbaut, noch vor der Gründung der Pfarrei La Candelaria in Tías. Auftraggeber war die Familie Camacho, sie ließ die kleine Kirche erbauen damit ihre Arbeiter nicht immer bis nach San Bartolomé pilgern mussten um am Gottesdienst teilzunehmen. Es handelt sich um ein sehr schönes, rechtwinkliges Gebäude mit einem großen, hölzernen Rundbogenportal welches mit Sichtmauerwerk aus Basaltsteinen eingerahmt wird. Darüber befindet sich ein ebenso eingerahmtes Okulum. Über weite Teile der Fassade sind darüber hinaus die roten Basaltsteine freigelegt worden. An der Nordseite hat das Gebäude außerdem einen Strebepfeiler. Aufgrund des Fehlens eines Kreuzes ist das Gebäude nicht einfach als Kirche zu identifizieren, bei genauerer Betrachtung erkennt man aber, das es darüber hinaus im selben Stil errichtet wurde wie die anderen Kirchen auf der Insel auch.
Masdache, Ermita de Santa María Magdalena
Masdache, Ermita de Santa María Magdalena
In Masdache selbst gibt es eine weitere Kirche, auch sie wird Ermita de Santa María Magdalena genannt. Es handelt sich dabei um ein sehr eigenartiges Gebäude - es hat eine rechteckige Grundrissform, allerdings scheint das Satteldach darüber “verkehrt herum” positioniert zu sein - normalerweise ist ja die Traufseite eines Daches länger als die Giebelseite, nicht so bei der Kirche in Masdache. Während meines Studiums nannten wir so etwas ein “Kuckucksuhrenhaus”. Wie es zu der Entscheidung kam dieses Dach so zu bauen, darüber ist mir leider nichts bekannt.
Femés, Ermita de San Marcial de Limoges
Femés, Ermita de San Marcial de Limoges Foto: Wikimedia
Hoch oben in den Bergen, genauer genommen in Femés, oberhalb des heutigen Playa Blanca befindet sich die Ermita de San Marcial de Limoges, auch bekannt als San Marcial del Rubicón. Ursprünglich stand ihre Vorgängerkirche als Kathedrale von San Marcial de Limoges an der Küste, dabei war sie die erste Kathedrale der Kanarischen Inseln! 1483, kurz nach Gründung des Bistums, wurde dieses aber aufgrund der Vielzahl von Piratenangriffen nach Las Palmas verlegt. Im 16. Jh. wurde die ehemalige Kathedrale dann endgültig während eines Piratenangriffs zerstört. Die heutige Ermita de San Marcial de Limoges wurde daraufhin im 18. Jahrhundert in Femés errichtet. Das einschiffige Gebäude wird von einem flachen Walmdach abgedeckt, während sich über dem Chorraum ein etwas höheres Zeltdach erhebt - eine Dachlandschaft wie man sie bei vielen Kirchen Lanzarotes vorfindet. Östlich davon ist eine Sakristei angebaut.
Arrecife, San Ginés Obispo
Arrecife, San Ginés Obispo, Innenansicht, Mudéjar Decke, Kapitell, Nuestra Señora de la Concepción in Santa Cruz de Tenerife stand wahrscheinlich Modell für den Turm - Foto: Wikimedia
In Arrecife, an der Plaza de Las Palmas, zwischen der Fußgängerzone Calle León y Castillo und der Lagune Charco de San Gines befindet sich die heutige Pfarrkirche von Arrecife, San Ginés Obispo, welche auf die erste Ermita der Stadt aus dem Jahre 1574 zurückgeht. In der Kirche wird neben dem Bild des hl. Petrus auch ein Gemälde des hl. Ginés von Clermont (San Ginés) verehrt. Letzterer erschien der Legende nach schwebend über dem Charco de San Ginés und ist der Schutzpatron von Arrecife, zu dessen Ehren alljährlich im August die Fiesta de San Ginés stattfindet, welche am 25. ihren Höhepunkt hat und bei der sein Abbild in einer Prozession durch die Straßen Arrecifes getragen wird. San Ginés ist in ihrer heutigen Gestalt als dreischiffige Hallenkirche mit drei offenen Dachstühlen gleicher Höhe gebaut, wobei die Seitenschiffe erst im 18. bzw. 19. Jh., hinzugefügt wurden. Bei den Dachstühlen spricht man von einer Mudéjar Konstruktion, wobei von einigen spanischen Kunsthistorikern bezweifelt wird, ob die Mudejares hölzerne Dachstühle errichteten, denn sie waren in erster Linie hervorragende Maurer, sowohl mit Backstein als auch mit Naturstein, und aufgrund ihrer Herkunft war das Bauen mit Holz für sie eher ungewöhnlich. Interessanterweise gibt es nämlich keine einzige Mudéjar Kuppel auf den Kanaren, dafür aber viele Holzkonstruktionen die ihnen zugeschrieben werden. So wurden diese Dächer möglicherweise auch nur durch die islamische Baukunst inspiriert, als die Mudejares nach ihrer Vertreibung vom Spanischen Festland unter anderem auf die Kanarischen Inseln kamen. Jedenfalls verfügt die Kirche über ein Querschiff, welches durch drei triumphbogenartige Scheidewände sowie zwei Stufen im Fußboden von den Langhausschiffen getrennt ist. Der Kirchturm wurde erst 1842 hinzugefügt und ist wahrscheinlich von dem der Pfarrkirche Nuestra Señora de la Concepción in Santa Cruz de Tenerife inspiriert. Er trägt als obersten Abschluss eine weiße Kuppel.
Haría, Ermita de San Juan Bautista
Haría, Ermita de San Juan Bautista; Innenaufnahme, Mudéjar Decke
In Haría, im Norden der Insel, finden wir zwei Kirchen vor, einmal die Ermita de San Juan Bautista aus dem frühen 17. Jh., welche in ihrem Inneren ebenfalls über eine „Mudéjar Decke“ verfügt. Als Mudejares wurden die islamischen Baumeister bezeichnet, welche nach der Rückeroberung der Iberischen Halbinsel in Spanien verblieben und im Auftrag ihrer neuen, christlichen Herrscher ihre Dienste verrichteten, unter anderem bauten sie viele Kirchen auf dem spanischen Festland. Als “Hauptstadt des Mudéjar Stils” kann man Teruel im heutigen Aragonien bezeichnen, aber auch auf den Kanarischen Inseln weisen einige Bauwerke Mudéjar Stilelemente auf, wie eben unsere kleine Ermita de San Juan Bautista in Haría. Eine Besonderheit ist hier, dass das Gebäude ohne Strebepfeiler errichtet wurde, dafür befinden sich in der Deckenebene des Dachstuhls mehrere hölzerne Zugbalken welche die Strebepfeiler obsolet erscheinen lassen (siehe Fotos)
Haría, Nuestra Señora de la Encarnación
Haría, Nuestra Señora de la Encarnación Foto von Außen: Wikimedia, von Innen: Wikimedia, Antoni Gaudí, Casa Batlló in Barcelona, Bögen im Dachgeschoss - Foto: Wikimedia
Die zweite Kirche in Haría ist Nuestra Señora de la Encarnación am östlichen Ende der Plaza León y Castillo - Besucher des Samstagmarktes in Haría kennen das Gebäude sicherlich. Es wurde ursprünglich im 16. Jh. errichtet, allerdings 1618 bei einem Piratenangriff zerstört, ein Schicksal welches leider viele Gebäude Lanzarotes im Laufe ihrer Geschichte erleiden mussten. 1672 wurde sie dann wieder aufgebaut, allerdings wurde sie 1956 erneut zerstört und nach schweren Sturmschäden wieder in ihrer heutigen Gestalt aufgebaut - mit eigenartig anmutenden Bögen in ihrem Inneren, welche nach dem Prinzip der Kettenlinie (Cosinus Hyperbolicus) gestaltet wurden und dem Bauwerk ein etwas seltsames, modern-konstruktivistisches Ambiente verleihen, obschon dieses Motiv sehr an das Dachgeschoss von Antoni Gaudí’s Casa Batló in Barcelona erinnert, welches ebenso über derartige Bögen verfügt.
Arrieta, Nuestra Señora del Carmen
Arrieta, Nuestra Señora del Carmen
Darüber hinaus befindet sich in jeder zu Haría gehörenden Gemeinde eine eigene Kirche. Aus Arrieta kennen wir Nuestra Señora del Carmen, erbaut im 20. Jh. - die Virgen del Carmen ist die Schutzpatronin der Fischer. Eine Madonnenstatue von Ihr steht in dieser kleinen Kirche und wird alljährlich - wenn das Wetter es erlaubt - von den Fischern im Rahmen einer maritimen Prozession mit auf’s Meer hinaus genommen. Das einschiffige Gebäude wird durch ein Walmdach abgedeckt, in der Eingangsfassade befindet sich ein hölzernes Rundbogenportal sowie eine Espadaña auf dem Dach, welche das Geläut beherbergt.
Punta Mujeres, Nuestra Señora del Pino
Punta Mujeres, Nuestra Señora del Pino
Punta Mujeres - über dessen Namensherkunft seit Jahrzehnten heftig spekuliert wird - bedeutete bis in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts vor allem Salzwirtschaft. Darüber hinaus war der Ort unbewohnt, denn als Teil des „Malpaís de la Corona“ war es ein unwirtliches Gebiet, was sich neben der Salzproduktion lediglich zum Fischen oder zum Sammeln von Brennholz eignete. Nachdem die Salinen bis in die 50er Jahre einen großen Boom erlebten, gingen die Erträge der dortigen Produktion ab 1960 stark zurück. Salz wurde zuvor vor allem zur Konservierung von Fisch verwendet, nun kam für diesen Zweck Eis zum Einsatz. Mit dem Rückgang des Salinengeschäftes begann dann aber bereits ab den 1970er Jahren ganz langsam der Tourismus und es wurden entsprechend Häuser gebaut. Aus den Aufzeichnungen von Gregorio Barreto Viñoly aus Haría geht hervor, dass Don Antonio Cabrera Lemes in den späten 1960er Jahren gemeinsam mit einem deutschen Partner ein Grundstück stiftete um dort die heutige Dorfkirche Nuestra Señora del Pino zu erbauen. Es handelt sich auch hier um ein einschiffiges, nach Nordwesten ausgerichtetes Bauwerk mit einer an seiner Südwestseite angebauten Sakristei. Das einfache Gebäude hat ein Walmdach und an seiner Eingangsfassade ein hölzernes Rundbogenportal sowie eine Espadaña auf dem Dach.
Ye, San Francisco Javier
Ye, San Francisco Javier - Foto: © Liudmila Olshanskaya
In Ye befindet sich die 1936 erbaute Kirche San Francisco Javier, welche für ihre außerordentlich gute Akustik bekannt ist. In früheren Zeiten wurde sie gerne von Gesangskünstlern genutzt, ob es heute noch möglich ist sich dort einzumieten um zu singen entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Das moderne Gebäude basiert auf einem rechteckigen Grundriss mit Flachdach, nur über dem nach Süden hin orientierten Chorraum erhebt sich ein Zeltdach. Die Außenwände sind glatt und haben keine Strebepfeiler - Zement als neues Baumaterial des 20. Jh. macht dies möglich. Links und rechts an den Chorraum sind Nebenräume angebaut die von Aussen den Eindruck eines Querschiffes vermitteln, was aber nicht das Innere der Kirche widerspiegelt.
Maguez, Ermita de Santa Bárbara
Maguez, Ermita de Santa Bárbara, Eingang zum Patio, Espadaña, Strebepfeiler
Die Ermita de Santa Bárbara befindet sich in der kleinen Gemeinde Máguez, unmittelbar nördlich von Haría, in dieser Kirche befindet sich auch ein Altarbild von César Manrique, der beim Bau der Kirche als gestalterischer Mentor zur Verfügung stand. Es handelt sich um das einzige religiöse Bauwerk Manriques. Das einfache, rechteckige Gebäude mit seinem Walmdach wurde 1972-1974 erbaut und ersetzte eine in Trümmern liegende Vorgängerkirche aus dem 18. Jh. Besonders schön gestaltet ist hier der große Vorplatz mit seinen schattenspendenden Bäumen. Als Zitat der traditionellen Ermita-Architektur wird hier der von einer Mauer umgebene kleine Patio vor dem Eingang verwendet, wie man es zum Beispiel auch bei der Ermita de San Rafael in Teguise sehen kann. Möglicherweise war diese sogar Vorbild für die Kirche in Máguez.
Mala, Nuestra Señora de las Mercedes
Mala, Nuestra Señora de las Mercedes
Auch Mala gehört zu Gemeindegebiet von Haría und auch hier befindet sich eine kleine Kirche, namentlich Nuestra Señora de las Mercedes, der Schutzpatronin des Ortes, erbaut im Jahre 1809. “Merced” ist das Spanische Wort für Barmherzigkeit, man spricht aber auch von “dejar (algo) a la merced del viento” - (etwas) der Gnade (oder dem Schicksal) des Windes überlassen. Allerdings begann die Verehrung der Señora de la Merced ursprünglich in Famara (siehe hierzu unten). Das einfache, rechteckige Gebäude verfügt wie viele andere Lanzarotenische Kirchen über ein flaches Walmdach. Die Eingangsfassade hat ein großes, hölzernes Rundbogenportal mit einem Okulum darüber sowie eine seitlich aufgebaute, dem Ort zugewandte Espadaña. Südlich des Chorraums ist inseltypisch eine Sakristei angebaut. Bei Renovierungsarbeiten im späten 20. Jh. wurde spiegelbildlich auf der Nordseite ebenfalls ein Raum angebaut, so dass, ähnlich wie in Ye, der Eindruck eines Querhauses entsteht, welches aber gar nicht vorhanden ist.
Tabayesco, Nuestra Señora de la Candelaria
Nuestra Señora de la Candelaria
Tabayesco ist eine kleine Ortschaft direkt am Eingang des wunderschönen Valle de Temisa Tales, welches von Arrieta bis fast nach Haría reicht. Der Ort ist ebenfalls eingemeindet nach Haría und dort befindet sich die kleine Kirche Nuestra Señora de la Candelaria, die Schutzpatronin der Kanarischen Inseln (siehe hierzu oben). Das kleine, rechteckige Gebäude aus dem 19. Jh. ist nach Süden ausgerichtet. Auffallend sind die Strebepfeiler, die der Fassade eine Trapezform geben. Das hölzerne Eingangsportal hat - sehr unüblich für die Insel - die Form eines Korbbogens, und wenn man genau hinschaut erkennt man auch, dass es sich um einen Spitzbogen handelt. So erinnert diese Portalform ein wenig an die Iwan-Bögen der Islamischn Architektur (siehe zum Beispiel die Nasir-ol Molk-Moschee von 1888 in Schiras). Darüber erhebt sich eine kleine Espadaña. Seitlich an den Chorraum, auf der Ostseite, ist eine Sakristei angebaut. Das Kirchenschiff wird von einem Walmdach abgedeckt.
Guinate, Capilla de Nuestra Señora de Lourdes
Guinate, Capilla de Nuestra Señora de Lourdes
In Guinate befindet sich die schöne kleine Capilla de Nuestra Señora de Lourdes. Das nach Westen ausgerichtete Bauwerk ist vollständig weiß getüncht und verfügt an seiner Ostseite über eine hölzernes Rundbogenportal, welches mit grauem Basalt reliefartig eingerahmt wird. Die beiden Kämpfersteine links und rechts am Beginn des Bogens verraten die Liebe zum Detail des Erbauers, genauso wie die kleine Espadaña mit ihren drei Konen - ein Element welches man häufig bei Lanzarotenischen Gebäuden vorfindet. Das Walmdach ist gegenüber der Außenwand zurückgesetzt, auch dies verleiht diesem Gebäude ein besonderes Erscheinungsbild. Ähnlich wie bei der Kirche in Tabayesco verleihen die Strebepfeiler der Fassade eine Trapezform. Links neben dem Chorraum, also auf der Südseite des Gebäudes, ist eine kleine Sakristei angebaut. Bemerkenswert ist die Ausrichtung nach Westen, dies ist wohl dem Grundstück geschuldet, so weist der Eingang in Richtung des kleinen Dorfes Guinate, anders als es bei einer östlichen Ausrichtung der Kapelle gewesen wäre. Allerdings hatte eine östliche Ausrichtung bereits seit den Zeiten der Renaissance keine so große Bedeutung mehr.
Ermita von Orzola
Ermita von Orzola
In Orzola, der nördlichsten der Gemeinden Lanzarotes befindet sich die Ermita von Orzola. Inwiefern diese Kirche der Schutzheiligen Santa Rosa de Lima geweiht ist entzieht sich leider meiner Kenntnis. Santa Rosa war eine peruanische Jungfrau, Mystikerin und Dominikaner-Terziarin. Sie wird in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt. Ihr Gedenktag ist der 23. August, im August findet auch die Fiesta von Orzola zu ihren Ehren statt. Es handelt sich um ein schlichtes, rechteckiges Gebäude mit Walmdach und einem Rundbogenportal ohne jeden Schnickschnack, außer den beiden Straßenlaternen links und rechts der Fassade und der schlichten, kleinen Rundbogen-Espadaña auf der rechten Seite der Fassade. Das nach Osten ausgerichtete Gebäude wurde ohne Strebepfeiler erbaut, es hat aber eine an der Nordseite angebaute Sakristei mit sehr modern anmutenden Fenstern. Über das Baujahr habe ich leider keine Information, allerdings erinnert es sehr an die Kirche von Muñique, so gehe ich davon aus, dass es aus dem 20. Jh. stammt.
Teguise, Nuestra Señora de Guadalupe
Teguise, Nuestra Señora de Guadalupe, Plaza de Constitución auch Löwenplatz genannt, Innenraum Foto: Wikimedia, Innenraum mit Kapellen und Wandpfeilern - Foto © Mike Tovar, Kathedrale von Ibiza, Wandpfeilerbasilika mit Kapellen, Wandpfeilern und Tonnengewölbe - Foto: Wikimedia
In Teguise, der ehemaligen Hauptstadt der Insel, finden wir gleich mehrere Kirchen vor. Zunächst einmal die Pfarrkirche der Stadt, Nuestra Señora de Guadalupe, direkt an der Plaza de Constitución gelegen, vielen Besuchern des Sonntagsmarktes von Teguise ist dieser Platz auch als “Löwenplatz” bekannt, benannt nach den beiden steinernen Löwen die man dort vorfindet. Die hl. Jungfrau von Guadalupe ist die Schutzpatronin von Mexiko und darüber im gesamten Lateinamerikanischen Raum die am höchsten verehrte Mariengestalt. Die Kirche wurde ursprünglich im 15. Jh. als einfaches Gebäude errichtet, nachdem Teguise zur Hauptstadt der Insel avancierte. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie dann mehrfach durch Brände, Plünderungen und Piratenangriffe zerstört, so wurde während einer Invasion im 16, Jh. auch das Abbild der Jungfrau von Guadalupe erbeutet und nach Algier entführt, allerdings gelang es später wenigstens den Kopf davon wieder zurück nach Lanzarote zu bringen. Außerdem beherbergte die Kirche einst das Bild der Virgen del Carmen (die Schutzpatronin der Fischer), welches leider 1909 durch ein Feuer zerstört wurde. Der heutige Bau ist die Rekonstruktion nach eben diesem Brand von 1909, bei der die Kirche bis auf die Außenwände und die unteren drei Geschosse des Glockenturms zerstört wurde. Bemerkenswert an dieser Kirche ist eben dieser hohe, horizontal gegliederte Campanile, dem man seine unterschiedlichen Bauepochen über die Jahrhunderte deutlich ansehen kann. Er avancierte mit seiner weißen Kuppel zum Wahrzeichen und wesentlichen Erkennungsmerkmal der Stadt Teguise. Im Innern lässt die Kirche ihre Struktur als dreischiffige Hallenkirche erkennen, deren Schiffe mit je einem Tonnengewölbe mit Gurtbögen über den Säulenachsen abgedeckt sind. Es handelt sich zusammen mit San Ginés Obispo in Arrecife um die einzigen beiden, echten dreischiffigen Kirchen Lanzarotes. Die Tonnengewölbe ersetzten beim letzten Wiederaufbau die ursprüngliche Kassettendecke im Innern des Gebäudes. Entlang der Seitenschiffe schließt sich eine Reihe von Kapellen an. Die Querwände dieser Kapellen sind in der Lage, den Horizontalschub der Gewölbe aufzunehmen, ähnlich wie man das von barocken Wandpfeilerbasiliken in Mitteleuropa kennt. Außerdem erinnert diese Konstruktion ein wenig an die Kathedrale von Ibiza, auch wenn diese nur einschiffig gebaut wurde. Überraschend und sehr untypisch für Lanzarote sind die kannelierten, weißen, neoklassizistischen Säulen, welche die Rundbögen der Mittelschiffswände tragen. Die Kirche verfügt über ein Querschiff, welches durch drei triumphbogenartige Scheidewände mit mittig darüber platzierten, elliptischen Okuli, sowie einer Stufe im Fußboden von den Schiffen des Langhauses getrennt wird, ganz ähnlich der Kirche von San Ginés in Arrecife. Das letzte Säulenpaar besteht aus einer Bündelung von vier Halbsäulen, ein eher formales Gestaltungselement, da sie dieselbe Last tragen wie die übrigen Säulen, aber so soll wohl das Querschiff besser erkennbar werden.
Teguise, Convento de Santo Domingo
Teguise, Convento de Santo Domingo, Fassadendetail, Innenaufnahme während einer Ausstellung - Foto: © Noemi Rodriguez, die letzten beiden Aufnahmen zeigen das Innere der Kirche wie im Film "Die Quelle" von Rainer Erler von 1978 zu sehen.
Direkt neben dem Rathaus befindet sich die zum „Convento de Santo Domingo“ zugehörige, ehemalige Abteikirche. Der Convento de Santo Domingo ist ein ehemaliges Dominikanerkloster aus dem 18. Jh. Die Konventsgebäude beherbergen heute das Rathaus, während die eigentliche Kirche “San Juan de Dios y San Francisco de Paula” heute von der Gemeinde für kulturelle Zwecke wie zum Beispiel Wechselausstellungen genutzt wird. Es handelt sich um ein zweischiffiges Kirchengebäude, welches ursprünglich im 17. Jh. errichtet wurde. Die Fassade des Hauptschiffes zeigt sich in einem Barocken Gewand mit seinem Eingangsportal und seinem geschwungenem Giebel, während das linke Seitenschiff, welches ebenfalls über ein Portal verfügt, als einfache, rechteckige Struktur gebaut ist. Offensichtlich wurden diese beiden Schiffe nicht zeitgleich erbaut, allerdings habe ich keinerlei Information gefunden, welches davon das Ältere ist. Wie alle Kirchen in Teguise - mit Ausnahme der Pfarrkirche Nuestra Señora de Guadalupe - ist das Dach mit Mönch- und Nonnenziegeln eingedeckt. Im Innern werden die beiden ungleichen Schiffe durch eine Reihe von mit Basaltsteinen gemauerten Säulen mit Kapitellen aus demselben Material getrennt. Darüber erhebt sich eine auf Rundbögen ruhende Scheidewand. Die Kirche hat kein Querschiff, der Altarraum befindet sich schlicht im rechten, längeren Schiff und ist heute durch eine Freitreppe und einer triumpfbogenartigen Scheidewand vom Langhaus getrennt, wie man es auch von anderen mehrschiffigen Kirchen der Insel kennt, wie zum Beispiel San Ginés in Arrecife, Nuestra Señora de Guadalupe ebenfalls in Teguise oder auch Nuestra Señora de los Remedios in Yaiza. 1988 wurden leider während einer Renovierung die mehrfarbige Decke der Sakristei abgerissen, sowie die originalen Keramikböden, die Altarbilder, die Treppen der Kanzel und die “falschen Kuppeln” des Vestidor (Umkleideraum) der Virgen del Rosario, dessen Wände mit allegorischen Fresken geschmückt waren. Dabei wurde allerdings unter dem Vestidor der Virgen del Rosario ein Beinhaus entdeckt, in dem über 100, teilweise mumifizierte Skelette entdeckt wurden.
Teguise, Convento San Francisco
Teguise, Convento San Francisco, Mittelschiff, Mudéjar Decke, Kapitell, Rückansicht
Ein paar Steinwürfe nördlich davon befindet sich das wunderschöne, ehemalige Franziskanerkloster Convento de San Francisco mit seiner Abteikirche Nuestra Señora de Miraflores aus dem 16. Jh. Das wirklich beeindruckende Gebäude verfügt wie viele andere Kirchen Lanzarotes auch über Mudéjar Stilelemente. Auffällig ist die aus zwei Voluten und einer kleinen Rundbogennische bestehende Verzierung über dem hölzernen Eingangsportal, welches von Archivolten aus rotem Basalt eingerahmt wird. Wie beim Convento de Santo Domingo hat auch hier das zweite Schiff eine eigene, etwas einfacher gestaltete Fassade mit eigenem Portal - denn es handelt sich hier ebenfalls um eine zweischiffige Kirche mit einem Querschiff, welches in ähnlicher Art und Weise wie die anderen mehrschiffigen Kirchen Lanzarotes strukturiert ist - auch hier trennt eine triumphbogenartige Scheidewand das Langhaus von Querschiff. Der aufwändig gestaltete, offene Dachstuhl erinnert sehr an den von San Ginés in Arrecife und auch hier spricht man von einer Mudéjar Konstruktion, allerdings mit den oben bereits erwähnten Vorbehalten. Das Gebäude beherbergt heute ein „Sakrales Museum“ - es wird hier eine Vielzahl von sehr katholisch anmutenden Figuren und anderen Gegenständen ausgestellt. Der Eintritt kostet zwei Euro, und ich möchte die Gelegenheit ergreifen anzumerken, dass dies nicht der Grund für mein Interesse an Sakralbauten ist. Mir persönlich geht es um die Geschichte der Architektur und diese kann man eben am besten - und zwar weltweit, in jeder Kultur - anhand von Sakralarchitektur studieren.
Teguise, Ermita de San Rafael
Teguise, Ermita de San Rafael von Südwesten, von Nordwesten, von Südosten, mit Teguise im Hintergrund, mit der Westküste des Atlantiks im Hintergrund
Etwas außerhalb von Teguise, und majestätisch auf einem Hügel mit einer wunderbaren Rundumsicht bis aufs Meer gelegen, befindet sich die Ermita de San Rafael, welche bereits im frühen 15. Jh. von Maciot de Betancourt gegründet wurde, allerdings wird die Existenz des Gebäudes erst seit 1674 dokumentiert. Von wann das Gebäude wirklich stammt weis man also nicht genau. Im Inneren der kleinen Kirche soll sich ebenfalls eine Mudéjar Decke befinden. Der Eingangsvorplatz des einschiffigen Gebäudes ist, typisch für eine lanzarotenische Ermitage, von einer Mauer umgeben. Er befindet sich auf der vom Ort abgewandten Seite, da die nach Osten ausgerichtete Kirche sich nordwestlich von Teguise befindet. Also genau umgekehrt wie die zuvor beschriebe Capilla de Nuestra Señora de Lourdes in Guinate. Dies spricht für eine Bauzeit noch während des bereits ausklingenden Mittelalters (15. Jh.) Auch der Ort spricht für ein frühes Baujahr: Es ist ein echter Kraftplatz, niemand würde ein Gebäude an solch einem Ort verwahrlosen lassen, auch wenn dies eine sentimentale und unwissenschaftliche Einschätzung ist. Es handelt sich um ein sehr schlichtes, gleichzeitig aber auch sehr schönes Gebäude. Es wird von einem kurz über der Traufe abgeflachtem Walmdach bedeckt, welches an der Eingangsseite über einen sichtbaren Giebel verfügt. Das Dach ist, und das ist sehr ungewöhnlich für unsere Insel, mit Mönch- und Nonnenziegel eingedeckt, auch wenn diese Eindeckung sicherlich aus einer späteren Zeit stammt. Dies, zusammen mit der Dachform, verleiht der Kirche ihren ganz eigenen Charakter. Die Eingangsfront verfügt über ein mittiges, hölzernes Rundbogenportal welches von rotbraunem Basalt eingerahmt wird. Darüber befindet sich ein kleines Okulum sowie - auf dem Dachgiebel - ein kleines Kreuz. Die Seitenwände verfügen jeweils über nur einen, mittig angeordneten Strebepfeiler. Auf der Ostseite ist eine Sakristei mit Flachdach angebaut. Darauf, dem Ort zugewandt, befindet sich außerdem eine kleine Espadaña.
Teguise, Ermita del Cristo de la Veracruz
Teguise, Ermita del Cristo de la Veracruz, auf der letzten Aufnahme sieht man den Haupteingang der Kirche im Film "Die Quelle" von Rainer Erler von 1978
Eine weitere Kirche in Teguise ist die Ermita del Cristo de la Veracruz aus dem 17. Jh. Das Bauwerk ist berühmt weil es in seinem Inneren das Kruzifix des Santísimo Cristo de la Veracruz beherbergt, es handelt sich dabei um die am meisten verehrte Kreuzigungsdarstellung der Insel Lanzarote. Leider ist die Kirche heute verschlossen, sie soll aber in ihrem Innern über eine Kassettendecke im Mudéjar Stil verfügen. Sie hat einen einfachen, rechteckigen Grundriss, welcher von einem flachen, ebenfalls mit Mönch- und Nonnenziegeln eingedecktem Walmdach abgedeckt wird, wobei dieses über dem Chorraum etwas erhöht ist. Im Osten schließt daran eine Sakristei mit Flachdach sowie umlaufenden Dachrand an. Die Seitenwände des Gebäudes verfügen über markante Strebepfeiler. Die ebenso rechteckige Hauptfassade wird von in schwarzem Basalt gemauerten Gebäudeecken eingerahmt. Über dem sehr hohen, hölzernen Portal mit geradem oberen Abschluss befindet sich mittig eine Espadaña. Das symmetrische Erscheinungsbild dieser Kirche ist sehr markant, es wiederholt sich bei Cristo de las Aguas in Guatiza, die nach dem Vorbild der Ermita del Cristo de la Veracruz gebaut worden sein soll. Das Gebäude spielte auch eine Rolle in dem deutschen Fernsehfilm “Die Quelle” von Rainer Erler, der 1978 größtenteils auf Lanzarote gedreht wurde.
Guatiza, Cristo de las Aguas
Guatiza, Cristo de las Aguas Fassade - Foto © Christian Schäfer, Laterne über dem Chorraum, Decke des Chorraumes von innen, Langhaus, Decke im Mudéjar Stil
Auch Guatiza gehört zu Teguise und verfügt über eine eigene Kirche, es handelt sich hierbei um Cristo de las Aguas Kirche. Das aktuelle Gebäude wurde ab 1869 errichtet, allerdings gab es bereits eine Vorgängerkirche, welche bereits am Ende des 17. / Anfang des 18. Jh. entstand. Es wird erzählt, dass zu jener Zeit vor der Küste des heutigen Los Cocoteros, in der in der Bucht des Riadero, ein Kruzifix angeschwemmt wurde. Die Regenfälle die bald darauf folgten wurden dann eben diesem Gekreuzigten zugeschrieben - die Insel hatte zu diesem Zeitpunkt seit drei Jahren keine Niederschläge mehr gesehen. So bekam die alsbald erbaute Kirche den Namen “Cristo de las Aguas”, (Christus des Wassers, eigentlich „Christus der Wasser“ im Plural). Das Kirchengebäude hat einen rechteckigen Grundriss und wurde wahrscheinlich nach dem Vorbild der Ermita del Cristo de la Veracruz in Teguise aus dem 17. Jh. (siehe oben) erbaut, in welcher ebenfalls eine Kruzifix verehrt wird, das Santísimo Cristo de la Veracruz. Die Kirche verfügt über eine Decke im Mudéjar Stil, welche über dem Chorraum als aufwändiges Zeltdach gebaut wurde und außerdem über eine Laterne verfügt. Im Jahr 2006 wurde das Gebäude durch den Tropensturm "Delta" beschädigt, welcher darüber hinaus noch mehr Schaden auf der Insel anrichtete. Die Laterne, der Glockenturm sowie die Eingangstür wurden beschädigt.
Tahiche, Ermita de Santiago Apóstol
Tahiche, Ermita de Santiago Apóstol, Gewölbe über einem Aljibe (Zisterne) aus Lavasteinen, Los Aljibes Tahiche
Tahiche ist ebenfalls eine zu Teguise gehörende Gemeinde mit einer eigenen Kirche aus dem 17. Jh., mit dem Namen Ermita de Santiago Apóstol. Von außen erkennt man bereits ihre mächtigen Strebepfeiler, sie sind notwendig um den Horizontalschub des Gewölbes aufzufangen, denn im Gegensatz zu den anderen Kirchen Lanzarotes welche über ein hölzernes Dach verfügen, hat dieses Gebäude ein Tonnengewölbe, man erkennt dies auch bereits an der Fassade. Aufgrund dieses Konstruktionsmerkmals handelt es sich um eine ganz besonders schöne Kirche! Auf der Südseite ist zwischen dem zweiten und dritten Strebepfeiler die Sakristei angebaut. Tatsächlich waren die Lanzarotenischen Baumeister der Vergangenheit regelrechte Künstler wenn es darum ging Gewölbe aus zumeist unbehauenen Lavasteinen zu errichten. Hunderte von unterirdischen Zisternen, sogenannte “Aljibes” verfügen über solche Gewölbe. Auf den Fotos sieht man die Konstruktionsweise eines solchen Gewölbes, am Beispiel der in ein Restaurant namens “Los Aljibes” verwandelten Zisterne, die sich ebenfalls in Tahiche befindet. Während dies bei einem unterirdischen Bauwerk allerdings problemlos möglich ist, war es bei der Ermita de Santiago Apóstol in Tahiche nur mit großem Aufwand möglich die Horizontalkräfte ihres Gewölbes in die Erde einzuleiten - äußeres Zeichen hiervon sind eben diese mächtigen Strebepfeiler an ihren Seitenwänden, welche diesem Gebäude seinen besonderen Charakter verleihen.
Los Valles, Ermita de Santa Catalina
Los Valles, Ermita de Santa Catalina, Strebepfeiler an der Westfassade
Natürlich befinden sich auch in den anderen zu Teguise zugehörigen, kleinen Gemeinden Kirchen, so zum Beispiel die Ermita de Santa Catalina, auch bekannt als Ermita de San José in Los Valles. Das Gebäude wurde im 18. Jh. nach den Vulkanausbrüchen (1730-1736) von den aus Santa Catalina geflüchteten Bürgern erbaut. Die Kirche enthält wie viele weitere Kirchengebäude von Lanzarote auch eine Mudéjar Decke. Sie ist eine der wenigen einschiffigen Kirchen welche über ein echtes Querschiff verfügt und deren Grundriss auf der Basis eines lateinischen Kreuzes errichtet wurde. Das Gebäude ist dabei nach Norden ausgerichtet. Zwischen Langhaus und östlichen Querhausarm wurde eine Sakristei angebaut. Das Langhaus verfügt über ein Walmdach, während die Querhausarme und der Vierungsraum jeweils von Zeltdächern abgedeckt werden, letzterer ist dabei etwas überhöht. Sehr auffallend bei dieser Kirche sind die mächtigen, abgeschrägten Strebepfeiler entlang der Langhauswände mit ihren inseltypisch dazwischen liegenden, gemauerten Sitzbänken.
Caleta de Famara, Iglesia del Sagrado Corazón de María
Caleta de Famara, Iglesia del Sagrado Corazón de María an der Uferpromenade mit Atlantik im Hintergrund
Auch Caleta de Famara gehört zur Gemeinde Teguise, es war einst eine der drei großen Ureinwohnersiedlungen von Lanzarote. Als Juan Betancourt mit seinen Franziskanermönchen 1402 auf Lanzarote ankam, wurde alsbald die Ermita de Nuestra Señora de las Mercedes in Famara erbaut, und die Franziskaner sollen danach 33 weitere Jahre an diesem Ort geblieben sein. Ihre Lebensgrundlage waren Almosen, Landwirtschaft und natürlich der Fischfang. Aus dem Testament des Sancho de Herrera aus dem Jahr 1534 geht darüber hinaus eine Klausel hervor die besagt: "Ich verfüge, dass in meinem Garten in Famara ein Kloster von Brüdern gebaut werden soll". Nichtsdestotrotz wurde die Ermita de Nuestra Señora de las Mercedes 1735 zerstört, um sie 1809 in Mala wieder zu errichten (siehe oben). Nach Wölfel ist "Famara" eine Ableitung von "Famagui", was einem Ortsnamen für Lanzarote entsprechen soll. Navarro Artiles hingegen sagt, dass "Famagui" als Schreibfehler aus "Famara" hervorging. Carmen Díaz Alayón meint wiederum, “Mara” als Teil des Wortes “Famara” sei derselbe Wortstamm wie er in den prähistorischen Ortsnamen “Autinmara” und “Dutinimara” von La Palma vorkommt. Inwiefern es eine Analogie zwischen “Mara” (Famara) und “Mala” gibt ist mir allerdings nicht bekannt. Jedenfalls entstand Ende des 19. / Anfang des 20. Jh. die heutige kleine Kirche Iglesia del Sagrado Corazón de María, unmittelbar an der Uferpromenade von Famara. Für ihren Bau sowie dem Bau weiterer Häuser wurde zum großen Teil der in den Buchten von Famara produzierte Kalk verwendet. Der Ort verfügte zu der Zeit über drei Wohnhäuser, 24 Lagerhäuser und 25 Einwohner. Weiter wird berichtet, dass sich 1909 eine große Anzahl von Besuchern zu den Feierlichkeiten der Iglesia del Sagrado Corazón de María versammelt haben sollen.
Teseguite, San Leandro
Teseguite, San Leandro
In Teseguite, ebenfalls zu Haría gehörend, befindet sich die Kirche San Leandro aus dem 17. Jh., welche in ihrem Inneren über eine Kassettendecke im Mudéjar Stil verfügt. Diese wurde allerdings am Ende des 20. Jh. erneuert. Zu selben Zeit wurde das Gebäude auch verputzt, so dass die ursprüngliche Wandstruktur leider zerstört wurde.
El Mojon, San Sebastián
El Mojon, San Sebastián
Auch die kleine, malerisch gelegene Ortschaft El Mojón hat eine eigene, zauberhafte Kirche mit dem Namen San Sebastián, Sie wurde wie die von Teseguite auch im 17. Jh. erbaut und auch sie soll in Ihrem Inneren über eine Mudéjar Decke verfügen. Auch äußerlich ähnelt sie ihrer „Schwesterkirche“ im nahegelegenen Teseguite sehr.
Ermita de Nuestra Señora de Nazaret
Ermita de Nuestra Señora de Nazaret
In der Gemeinde mit dem beschaulichen Namen Nazaret, in unmittelbarer Nähe zu Teguise gelegen und nur durch den Vulkan auf dem sich das Castillo de Santa Bárbara befindet davon getrennt, befindet sich die Ermita de Nuestra Señora de Nazaret, eine Kirche die in den Jahren 1643-1648 errichtet wurde. Es handelt sich um eine einfache, einschiffige Kirche mit einer auf der Südseite angebauten Sakristei. Ein Gebäudetyp der sehr häufig auf unserer Insel vorkommt.
Soo, San Juan
Soo, San Juan mit barock anmutender Fassade
Die Gemeinde Soo - heute ebenfalls eingemeindet nach Teguise - wurde im 16. Jahrhundert durch die Mauren gegründet, während der afrikanischen Überfälle von Agustín de Herrera. Dort befindet sich die im 18. Jh. erbaute Kirche San Juan. Die Fassade der einschiffigen Kirche mit Walmdach hat etwas Barockes an sich, aufgrund der sich mit einem dynamischen Schwung erhebende Espadaña und dem Dachgesims. Über dem deutlich überhöhten Chorraum erhebt sich ein Zeltdach mit abgerundeten Formen, welches daher beinahe den Eindruck einer Kuppel vermittelt. Auch diese Dachform findet man immer wieder auf Lanzarote. An die nach Süden ausgerichtete Kirche ist an der Westseite des Chores eine Sakristei angebaut. Die Einsiedelei wurde bereits im 17. Jh. durch Juan Gutiérrez Núñez und María de los Reyes aufgrund ihrer Eheschließung gegründet, sie stellten dazu auch zehn Scheffel Land für den Bau zur Verfügung.
Tao, San Andrés
Tao, San Andrés mit Dorfplatz Plaza Juan Quintero
San Andrés in Tao wurde in der 1. Hälfte des 17. Jh. erbaut. Auch Tao gehört heute zum Gemeindegebiet von Teguise. Bis zu den Vulkanausbrüchen des 18. Jh. (1730-1736) muss allerdings zwischen den Gemeinden Tao und San Andrés unterschieden werden. Tao befand sich eher in Richtung El Jable, während sich San Andrés auf dem Hügel befand dem es seinen Namen gab. Das zweischiffige Gebäude befindet sich an einem wunderbar gestalteten, kleinen Ortsplatz mit dem Namen “Plaza Juan Quintero”, dessen Bäume die Kirchenfassade mit ihren zwei Eingangsportalen tief verschattet, so dass es fasst nicht möglich ist das schöne Gebäude in seiner Gänze zu fotografieren.
Mozaga, Ermita de Nuestra Señora de la Peña
Mozaga, Ermita de Nuestra Señora de la Peña, Nuestra Señora de la Peña in Betancuria auf Fuerteventura - Foto: Wikimedia, Virgen de la Peña in Betancuria - Foto: Wikimedia
In Mozaga, ebenso Teguise, finden wir die Ermita de Nuestra Señora de la Peña, erbaut 1785. Die Virgen de la Peña ist eigentlich die Schutzpatronin unserer Nachbarinsel Fuerteventura, sie ist außerdem nach der Virgen de la Candelaria eine der ältesten Widmungen der Kanarischen Inseln. Das Bild der Virgen de la Peña soll angeblich in fast jedem Haus auf Fuerteventura präsent gewesen sein. Man erzählt sich außerdem, dass einst eine Familie von Fuerteventura nach Lanzarote zog und das Bild der Virgen de la Peña mitbrachte, so soll es in die Einsiedelei nach Mozaga gelangt sein. Im Jahre 1793 soll sie ein Wunder vollbracht haben, sie konnte die Tochter des Fernando Pérez heilen, welche von den Ärzten bereits aufgegeben wurde. Von diesem Wunder gibt es ein Gemälde, wovon sich eine Kopie in einem Privathaus in San Bartolomé befindet, während sich das Original in der Iglesia de la Peña auf Fuerteventura befindet. In der Ermita von Mozaga befindet sich auch ein sehr schönes barockes Altarbild, allerdings ist das Juwel dieser Kirche das Alabasterbild der Virgen de la Peña. Auch hier handelt sich um ein einfaches, einschiffiges Gebäude, welches ein Sichtmauerwerk aus Basaltgestein an den Gebäudeecken aufweist, auch das Rundbogenportal wird von Basalt eingerahmt. Über der rechtwinkligen Eingangsfassade erhebt sich außerdem asymmetrisch auf der linken Seite eine Espadaña. Das Gebäude verfügt außerdem - typisch für eine Ermita - über einen kleinen Vorplatz der von einer Mauer umgeben wird.
Muñique, Ermita de Nuestra Señora Fátima
Muñique, Ermita de Nuestra Señora Fátima
Eine nur sehr wenigen Besuchern von Lanzarote bekannte Gemeinde ist Muñique, auch sie gehört zu Teguise, dort befindet sich die Ermita de Nuestra Señora Fátima, welche erst im Jahre 1972 von Doña Pilar Morales de León gestiftet wurde. Das einschiffige Gebäude verfügt über sehr markante Strebepfeiler, dies ist aber eher ein formales Gestaltungselement, da aufgrund des Baujahres bereits Technik sowohl als auch Baustoffe zur Verfügung standen um ein solches Gebäude ohne Strebepfeiler zu errichten. Zwischen den Strebepfeilern befindet sich jeweils ein kleines Rundbogenfenster und auch das Portal auf der Eingangsseite ist mit einem Rundbogen versehen, allerdings ohne jegliche Einrahmung aus anderem Material. Über dem Gebäude erhebt sich ein elegant geschwungenes Satteldach, über der Eingangsfassade befindet sich außerdem asymmetrisch auf der linken Seite die Espadaña. Das Gebäude ist nach Westen ausgerichtet. Markant an der Eingangsfassade ist außerdem der Absatz auf dem die Giebelwand aufgemauert ist - sie ist offensichtlich etwas dünner als die sich darunter befindliche Wand des Erdgeschosses.
Tiagua, Ermita de Nuestra Señora del Socorro
Tiagua, Ermita de Nuestra Señora del Socorro
Last but noch least haben wir in Tiagua noch eine weitere Kirche auf dem Gemeindegebiet von Teguise, sie lautet auf den Namen Ermita de Nuestra Señora del Socorro und wurde im frühen 17. Jh. erbaut. Auch ihre an der Oberseite etwas geschwungene Fassade hat etwas Barockes. Die Espadaña dieser Kirche ist außerdem nicht aufgesetzt wie in vielen anderen Beispielen, sondern in die Fassade integriert.
Tinajo, Iglesia de San Roque
Tinajo, Iglesia de San Roque Hauptschiff, Gesamtansicht, Sonnenuhr
Tinajo ist eine eigenständige Gemeinde im Westen Lanzarotes und natürlich finden wir auch dort eine Kirche, die Iglesia de San Roque aus der 2. Hälfte des 17. Jh. Das nach Nordosten orientierte Gebäude besteht aus zwei ungleich großen Schiffen - ein Motiv welches man häufig auf Lanzarote vorfindet - beide werden von einem Walmdach abgedeckt welches im Bereich des Chorraumes erhöht ist. Das mit Basalt eingerahmte Rundbogenportal befindet sich in der Hauptfassade des rechten, größeren der beiden Schiffe. Dort erhebt sich auch an der rechten Gebäudeecke ein kleiner Glockenturm. An der Fassade befindet sich außerdem eine Sonnenuhr aus dem Jahre 1851. Außer den beiden Schiffen besteht die Kirche aus Sakristei, Lagerhaus, Baptisterium und einer kleinen Kapelle. Der Fußboden des Chorraum ist gegenüber dem Kirchenschiff erhöht und von diesem durch eine Balustrade getrennt. Auch in der Dachebene wird der Chorraum vom Kirchenschiff durch eine triumphbogenartige Scheidewand räumlich getrennt, welche sich über beide Schiffe erstreckt. Das Bauwerk verfügt auch über eine Mudéjar Decke welche von einer Reihe von Rundbögen über toskanischen Säulen aus rotbraunem Basalt getragen wird. Die Seitenwände der Kirche wurden ohne Strebepfeiler errichtet, dies wurde durch hölzerne, quer verlaufende Zugbalken in der Deckenebene ermöglicht, welche die Horizontalkräfte des Dachstuhls aufnehmen. Dieses Motiv - ich erwähnte es bereits weiter oben - deutet eher darauf hin, dass der Dachstuhl nicht durch Mudejares aufgerichtet wurde sondern von lokalen Zimmerleuten, welche sich von der Islamischen Architektur inspirieren ließen. Dies bleibt bei vielen Lanzarotenischen Kirchen eine offene Frage.
Yaiza, Nuestra Señora de los Remedios
Yaiza, Nuestra Señora de los Remedios, Hauptfassade, Innenansicht, Mudéjar Decke
Yaiza ist der Hauptort im Süden Lanzarotes, der Touristenort Playa Blanca zum Beispiel gehört zu dieser Gemeinde. Im Ort Yaiza befindet sich die Nuestra Señora de los Remedios Kirche. Es handelt sich um eine zweischiffige Kirche, dies haben wir ja zuvor bereits an mehreren Beispielen gesehen, vor allem aber erinnert diese Kirche sehr an die des Convento San Francisco in Teguise - aller Wahrscheinlichkeit nach wurde sie sogar nach dem Vorbild von Teguise gebaut. Wahrscheinlich wurde eines der beiden Schiffe bereits im 17. Jh. erbaut während das zweite 1728 hinzugefügt wurde. In der Fassade des linken der beiden Schiffe befindet sich das Hauptportal mit einem weiteren Rundbogenfenster im Obergeschoss, während das rechte der beiden Schiffe über seiner fensterlosen Fassade mit einer barock anmutenden Espadaña gekrönt ist. Das rechte Schiff hat außerdem ein zweites, seitliches Eingangsportal. Beide Kirchenschiffe verfügen darüber hinaus über ein mit Ziegeln eingedecktes Walmdach, welches über dem Chorraum erhöht ist, genau gleich wie die Kirche des Convento San Francisco in Teguise auch. Sie werden im Innern durch eine Reihe von Säulen mit Kapitellen aus inseltypischem Basalt getrennt, und auch hier wird der Chorraum durch eine triumphbogenartige Scheidewand vom Langhaus räumlich separiert. Die Kirche ist darüber hinaus in ihrem Innern sehr reich ausgestattet, besonders erwähnenswert das Gemälde der Nuestra Señora del Rosario vom Anfang des 18. Jahrhunderts. beide Kirchenschiffe werden nach oben mit einer Mudejar Decke abgeschlossen.
La Geria, Ermita de Caridad
La Geria, Ermita de Caridad gegenüber der Bodega Rubicon - Foto © Mike Tovar
Inmitten des Weinbaugebiets La Geria, direkt gegenüber der Bodega Rubicon, befindet sich die Ermita de Caridad, die Einsiedelei unser Lieben Frau der Nächstenliebe. Manche Quellen geben 1706 als Baujahr dieser kleinen Kirche an, nach anderen Quellen wurde sie aber erst in der Mitte des 19. Jh. erbaut. Es handelt sich um ein einschiffiges, einfaches Gebäude mit abgewalmtem Dach, es ist nach Nordosten ausgerichtet und verfügt über eine südöstlich angebaute Sakristei. Typisch für eine Lanzarotenische Ermita ist die Einfassung des Vorplatzes mit Mauern. Die Eingangsfassade verfügt über ein mittiges, hölzernes Rundbogenportal, welches von einem Fries bestehend aus Pilastern mit Kapitellen eingerahmt wird. Dieses Motiv könnte auch das Vorbild für das Eingangsportal der Kirche von Montaña Blanca gewesen sein. Mittig über dem Eingangsportal erhebt sich eine Espadaña welche von einem Kreuz gekrönt wird.
Uga, San Isidro Labrador
Uga, San Isidro Labrador
San Isidro Labrador befindet sich in der Gemeinde Uga, vielen bekannt aufgrund der Lachsräucherei des Ortes. Das Gebäude ist streng rechtwinklig gebaut, nach Norden hin ausgerichtet und verfügt über hohe, abgeschrägte Strebepfeiler links und rechts der Seitenwände. An der Nordseite ist eine Sakristei angebaut, welche in Ihrer Höhe nicht an das Hauptgebäude heranreicht. In der Eingangsfassade befindet sich mittig ein Rundbogenportal, welches ebenfalls vergleichbar ist mit den beiden Portalen der Ermita de Caridad und der Ermita de Maria Auxiliadora. Mittig darüber befindet sich ein Okulum, den oberen Abschluss bildet die symmetrisch angeordnete Espadaña. Der Dachrand wird verziert durch eine Balustrade, dies ist sehr ungewöhnlich für eine Kirche auf Lanzarote, aber das Gebäude verfügt über ein Flachdach, so macht eine Balustrade Sinn.
Las Breñas, Iglesia de San Luis Gonzaga
Las Breñas, Iglesia de San Luis Gonzaga
In der sehr beschaulich und ländlich gelegenen Ortschaft Las Breñas, ebenfalls nach Yaiza eingemeindet, befindet sich die Iglesia de San Luis Gonzaga. Es handelt sich um ein sehr schlichtes, einschiffiges Gebäude, welches über seiner Eingangsfassade neben dem inseltypischen Rundbogenportal über einen tympanonartige Giebel verfügt - dahinter allerdings befindet sich schlicht ein Flachdach. Auffallend ist der pompöse Treppenaufgang der vom Strassenniveau zur Kirche hinauf führt.
Pfarrkirche von San Bartolomé
Links das Rathaus mit Turm, rechts die Pfarrkirche von San Bartolomé
Die heutige Pfarrkirche von San Bartolomé wurde in den Jahren 1779-1783, ca. 200 Meter von der ursprünglichen, zu klein gewordenen Ermita entfernt erbaut. Das Gebäude verfügt auch über einen der wenigen Kirchtürme der Insel, welcher mit einem kleinen Cimborrio (Kuppel) bedeckt ist. Die Kirche wurde während des 20. Jh. mehrfach restauriert, außerdem wurde die kleine Kapelle links davon angebaut, die sogar über einen eigenen Eingang von der Plaza de León y Castillo verfügt. Man darf allerdings nicht glauben, dass etwa der direkt daneben stehende, hohe Rathausturm von San Bartolomé zu dieser Kirche gehören würde, denn es handelt sich dabei um ein säkulares Bauwerk. Auf diese Art und Weise erinnert dieses Ensemble ein wenig an Don Camillo und Peppone...
Güime, San Antonio von Padua
Güime, San Antonio von Padua - Foto: © Mike Tovar
Güime ist ein Ortsteil von San Bartolomé, und auch hier finden wir natürlich eine eigene, kleine Kirche, es ist die San Antonio von Padua und wurde 1913 errichtet. Es handelt sich um ein sehr ungewöhnliches Gebäude für Lanzarote, dessen Fassade mit einem Fries von Pilastern und Gesimsen verziert ist. Die Espadaña ist symmetrisch in die Giebelwand integriert.
Montaña Blanca, Ermita de Maria Auxiliadora
Montaña Blanca, Ermita de Maria Auxiliadora
Montaña Blanca ist ein kleiner Ort der zu San Bartolomé gehört, und auch dort finden wir eine kleine Kirche vor, die Ermita de Maria Auxiliadora. Das Gebäude entstand während der ersten Hälfte des 20 Jh. Es handelt sich um ein einschiffiges, rechtwinkliges Gebäude mit einem Walmdach. Es es ist nach Norden ausgerichtet und verfügt über eine an der Ostseite angebaute Sakristei. Die Eingangsfassade ist sehr schön gestaltet, sie endet nach oben mit mehreren, schwungvollen Kurven, welche sich bis zu der mittig angeordneten Espadaña auftürmen. So hat auch diese Fassade einen etwas barocken Charakter und greift dieses Thema wohl von den beiden Kirchen in Soo und Tiagua auf, obgleich diese beiden Gebäude ja aus dem 18. bzw. 17. Jh. stammen. Das mittig platzierte Eingangsportal wird von grauem Basalt eingefasst in Form von zwei Pilastern. Sehr schön sind auch die beiden Kämpfersteine links und rechts, jeweils zum Beginn des Rundbogens. Auch die Gebäudeecken sind mit einem - wahrscheinlich vorgeblendeten - Natursteinmauerwerk aus Basalt optisch hervorgehoben.
Tegoyo, Ermita del Corazón de Jesús
Tegoyo, Ermita del Corazón de Jesús - Foto: © Mike Tovar
Die Ermita del Corazón de Jesús in Tegoyo wurde im 18. Jh von Mariano Stinga Paturso und seiner Frau Andrea Rodríguez Curbelo gestiftet. Mariano war ein Handelssegler aus Sizilien und stammte aus einer Familie polnischer Abstammung. Als er auf Lanzarote Ankam heiratete er die junge Andrea, Tochter des Bürgermeisters von Haría und des Oberbürgermeisters der Insel. Mariano selbst übernahm das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters von Arrecife sowie des Bürgermeisters von Tías (... ;) Das rechtwinklige, einfache Gebäude ist sehr schön. Über der Eingangsfassade, oberhalb des Portals im Stile der Ermita de Caridad erhebt sich symmetrisch eine Espadaña. Das gebäude ist nach Osten ausgerichtet und verfügt über eine an der Südseite angebaute Sakristei.
La Vegueta, Ermita de Nuestra Señora de Regla
La Vegueta, Ermita de Nuestra Señora de Regla
In La Vegueta befindet sich die Ermita de Nuestra Señora de Regla, die Kirche wurde gegen Ende des 17. Jh. erbaut. Nach unterschiedlichen Quellen wurde das sehr dunkle Altarbild der Virgen de Regla entweder am Strand vor Lanzarote aufgefunden, oder es stammte aus Kuba und wurde von einem Migranten von dort mit nach Lanzarote gebracht. Das nach Norden ausgerichtete Gebäude verfügt über ein Satteldach welches auf der Nordseite abgewalmt ist. Dort ist auch eine Sakristei angebaut. Die Fassade ist an ihrem oberen Abschluss in mehreren Kurven gekrümmt, mittig darüber befindet sich eine Espadaña. Dieses barocke Fassadenmotiv kennen wir nun bereits von mehreren Kirchen hier auf der Insel. Das hölzerne Rundbogenportal wird von einem Sichtmauerwerk aus rotem Basalt eingerahmt, auf die selbe Art und Weise sind auch die Gebäudeecken gestaltet.
Playa Honda, Santa Elena
Playa Honda, Santa Elena - Foto: © Mike Tovar
Bei der Pfarrkirche Santa Elena in Playa Honda wurde vor einiger Zeit geprüft, ob sie abgerissen und durch eine neue ersetzt werden soll. Wie weit dieses Vorhaben allerdings gediehen ist entzieht sich meiner Kenntnis. Das bisherige, einschiffige Bauwerk ist nach Norden ausgerichtet und verfügt über einen kleinen Glockenturm. An seiner Ostseite ist eine kleine Sakristei angebaut. Das Eingangsportal ist in Lanzarote - Grün gestrichen, die einzige Kirche auf dieser Insel welche diese Farbe für Türen und Fenster benutzt. Genau wie die Kirche in Tabayesco hat der Bogen über der Eingangstür die Form eines Korbbogens - wenn sie auch nicht nach oben spitz zuläuft wie in Tabayesco.
Weitere Kirchen auf Lanzarote
Ohne weitere Information, einfach der Vollständigkeit halber möchte ich noch folgende Kirchengebäude erwähnen:
Von links oben nach rechts unten: Die Dorfkirche in Conil, Nuestra Senora De Lourdes in Puerto del Carmen - Foto: © Mike Tovar, San Pedro in Macher und die Ermita in Macher
Die Ermita in Macher (2. Reihe rechtes Foto), in der gleichnamigen Gemeinde wird heute nicht mehr als Kirche beutzt, das Gebäude sieht von außen verwahrlost aus. Wahrscheinlich wurde es als Kirche zu klein, und nach dem Neubau von San Pedro, direkt an der Hauptstraße in seiner Funktion abgelöst.
Die Pfarrkirche San José Obrero in La Asomada, die Ermita Nuestra Señora del Carmen in La Santa, die Ermita de Pilar in El Cuchillo und schließlich Nuestra Señora del Carmen in Playa Blanca - Foto: © Mike Tovar
La Graciosa, Nuestra Señora del Carmen
La Graciosa, Nuestra Señora del Carmen - Foto: © Marit von Trondheimsolistene
Obwohl La Graciosa seit zwei Jahren nicht mehr zu Lanzarote gehört sondern zu einer eigenständigen, der achten Insel des Kanarischen Archipels avancierte, die nun direkt von Las Palmas verwaltet wird, möchte ich Nuestra Señora del Carmen hier erwähnen, ist doch La Graciosa für die auf Lanzarote lebenden Menschen immer noch ein Teil “ihrer” Insel. Die kleine Kirche in Caleta del Sebo, dem Hauptort von La Graciosa, wurde erst 1945 erbaut.
2 Kommentare:
Ruth:
Spannend und informativ! Lädt zur kirchenerkundungstour auf lanzarote ein!
Uli:
Dieser Beitrag hat mir die Eremitas und Kirchen der Insel nahegebracht. Und längst sind noch nicht alle gesehen - und fotografiert. Das wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Wie schade, dass wir die wenigsten auch innen besuchen können. Ein großes GRACIAS an den kenntnisreichen Autor.
Grüße Uli
Kategorien:
Keywords: Kirchenarchitektur, Lanzarote
gepostet: 20.11.2021
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